Ein aktiver Beckenboden bietet eine stabile und flexible Basis, die uns ermöglicht aufrecht, sicher und verwurzelt im Leben zu stehen. Wird Yoga achtsam geübt, kann er die Verbindung zu unserem Beckenboden stärken, Beschwerden vorbeugen oder lindern
Leider lernen die meisten von uns ihren Beckenboden erst kennen, wenn wir mit Beschwerden konfrontiert sind. Zum Beispiel nach einer schweren Geburt oder wenn erste Anzeichen einer Blasenschwäche auftreten. Auch im Yogaunterricht wird das Thema Beckenboden häufig nur gestreift. Dabei spielt er eine wesentliche Rolle für die Stabilität der Körpermitte und für eine gesunde Ausführung vieler Asanas. Und nicht nur anatomisch bildet der Beckenboden eine wichtige Basis für unser Üben: Auch auf energetischer Ebene verleiht uns ein aktiver Beckenboden Stabilität, Sicherheit und Vertrauen.
Anatomisch betrachtet besteht der Beckenboden aus Muskeln, Bändern und Bindegewebe. Er schließt unser Becken nach unten ab und trägt – seit wir Menschen uns im aufrechten Gang fortbewegen – die Beckenorgane. Zudem kontrolliert er das Öffnen und Schließen von Harnröhre und Anus sowie der Scheide bei Frauen. Nicht nur beim Toilettengang sondern auch im Alltag – beim Niesen, schweren Tragen, Hüpfen, Lachen – sind wir auf seine Funktionsfähigkeit angewiesen. Das bedeutet, dass er sich im richtigen Moment an- bzw. entspannen können sollte. Besonders wichtig wird dies z.B. für Frauen während der Entbindung eines Kindes. Im Yoga spielt der Beckenboden eine wichtige Rolle, weil er die anatomisch korrekte Aufrichtung der Wirbelsäule sowie die Ausrichtung der Gelenke unterstützt. Durch einen aktiven Beckenboden können wir Fehlhaltungen vermeiden und Belastungen, z.B. für den unteren Rücken, reduzieren. Umgekehrt kann Yoga – richtig geübt – dazu beitragen, den Beckenboden zu kräftigen und reaktionsfähig zu erhalten.
Eine Hängematte für unsere Organe
Legen wir unsere beiden Hände nebeneinander, bekommen wir eine Vorstellung von der Größe und Dicke des Beckenbodens. Er besteht aus drei Muskelschichten: Die äußerste Schicht verbindet Scham- und Steißbein und besteht aus zwei Ringmuskeln, die Anus, Harnröhre und – bei Frauen – die Scheide umschließen. Die Schließmuskeln können unabhängig von den anderen beiden Schichten der Beckenbodenmuskulatur aktiviert werden. Die mittlere Schicht verläuft quer und bildet eine Art Dreieck zwischen den Sitzbeinknochen und dem Schambein. Während die zweite Schicht bei Männern geschlossen und sehr stark ist, befindet sich bei Frauen hier eine große Öffnung für Harnröhre und Vagina, […]