Das Yoga-Sutra des Patanjali – insbesondere der achtstufige Pfad – kann dich auch heute noch maßgeblich darin unterstützen, deinen Geist mit entsprechender Achtsamkeit zu beruhigen, Körper und Geist zu vereinigen und inneren Frieden zu erlangen.
Im Yoga Sutra wird jeder Stufe des Pfades die gleiche Bedeutung beigemessen. Deshalb gefällt mir persönlich das Bild eines Rades, bei dem jeder Aspekt eine Speiche darstellt noch besser. Im übertragenen Sinne wird deutlich, was damit gemeint ist, wenn man sich vorstellt, dass auch ein Fahrrad nicht fahren kann wenn drei von acht Speichen eines Rades gebrochen sind. Nur wenn alle Speichen ganz sind, kannst du inneren Frieden erlangen. So spielt ein respektvoller und achtsamer Umgang mit anderen (Stufe 1) – also mit den Mitarbeitern, Arbeitnehmern, dem Chef, den Angestellten, dem Geschäftspartner oder mit den Kunden – eine genauso große Rolle wie ein achtsamer und respektvoller Umgang mit den eigenen Kräften und Ressourcen (Stufe 2).
Nur wenn du ein Bewusstsein dafür entwickelst, die Energien gemeinsam mit deinen Mitmenschen im Sinne des Unternehmens und zum Wohl aller Wesen auf dieser Welt zu bündeln, kannst du ein Unternehmen auch auf einer tieferen Ebene zum Erfolg führen. Und nur wenn du dir deiner Kräfte und Grenzen bewusst bist, kannst du den Arbeitsalltag langfristig zufriedenstellend absolvieren. Durch einen respektvolleren Umgang mit Kollegen wirst du Respekt ernten – was zu einem stabileren Selbstwertgefühl führt, das du benötigst, um nicht alles zu persönlich zu nehmen und gelassener zu werden.
Die Körper- und Atemübungen (Stufe 3 und 4) unterstützen dich darin, ein tieferes Körperbewusstsein zu entwickeln und Verspannungen, die zum Beispiel durch einseitige Belastungen entstehen, wieder abzubauen. Durch den Rückzug der Sinne (Stufe 5) und die Konzentration (Stufe 6) lernst du, dich auf das Wesentliche zu fokussieren. Dann kann es passieren, dass die Arbeit eine Art Meditation (Stufe 7) für dich wird, die dich auf einer sehr tiefen Ebene (Stufe 8) erfüllt.
Der klassische achtstufige Yogapfad setzt sich aus folgenden Aspekten zusammen – auf die ich im Rahmen dieser Serie näher eingehen werde:
1. Einschränkung (Sanskrit: Yama)
Im klassischen Yoga werden verschiedene Formen der Einschränkung und Zurückhaltung in den Bereichen aufgezeigt, die für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft notwendig sind. Damit sind auch unsere ethischen und moralischen Prinzipien im Umgang mit Arbeitskollegen und unser Standing in der Arbeitswelt gemeint.
2. Positive Empfehlungen für den Yogi (Niyama)
Im klassischen Yoga geht es um positive Richtlinien. In dieser Serie soll es darum gehen, wie du im Berufsalltag bestmöglich Sorge für dich selbst, deine Fähigkeiten und Grenzen tragen kannst.
3. Fester, stabiler Sitz (Asana)
Im klassischen Yoga ist damit meist der Lotussitz, eine bestimmte Sitzhaltung, gemeint. Dieser Sitz ermöglicht dem Körper, zur Ruhe zu kommen – was wiederum zur Folge hat, dass der Atem, die Gedanken und die Emotionen zur Ruhe kommen. Ausgehend von dieser Sitzhaltung wurden im Laufe der Zeit immer mehr Körperstellungen entwickelt – mit dem Ziel, den Körper zu beherrschen, um sich nicht von ihm beherrschen zu lassen. Ich erkläre dir, wie du für deinen Körper Sorge tragen kannst, Verspannungen auflöst und darauf achtest, ihn nicht permanent einseitig zu belasten.
4. Anhalten und kontrollieren des Atems (Pranayama)
Der klassische Yoga legt großen Wert auf intensive Kontrolle des Atems bzw. intensive Atemübungen. Die meisten Menschen müssen allerdings erst einmal wieder lernen, sich des eigenen Atems bewusst zu sein. Im klassischen Yoga wir die Kontrolle des Atems als Voraussetzung für die weiteren Stufen auf dem Pfad gesehen. Im Rahmen dieser Serie zeige ich dir, wie du die Kraft des Atems auf sanfte Weise nutzen kannst, um den Körper mit notwendigem Sauerstoff zu versorgen und wie er zur Kraftquelle für den Arbeitsalltag wird.
5. Zurückziehen der Sinne (Pratyahara)
Im klassischen Yoga ist damit gemeint, dass der Geist erst dann zur Ruhe kommt, wenn keine Sinneseindrücke mehr auf ein einströmen. Ein Übermaß an akustischen und optischen Reize lenkt den Geist vom Wesentlichen ab und führt dazu, dass es langfristig zu körperlichen und psychischen Beschwerden kommen kann. Durch das vorübergehende Abschalten der sinnlichen Wahrnehmungen kannst du dich für eine tiefere Konzentration auf das Wesentliche vorbereiten. Hier zeige ich dir, wie du dich auch im Berufsleben von Zeit zu Zeit von äußeren Reizen zurückziehen kannst, um wieder mit dir selbst und der eigenen Kraftquelle in Kontakt zu kommen.
6. Konzentration (Dharana)
Bei Patanjali ist damit eine weitere Stufe auf dem Weg des Zur-Ruhe-Kommens aller körperlichen, emotionalen und gedanklichen Aktivitäten gemeint. Mit Hilfe der Konzentration ist der Mensch in der Lage, seine geistigen Kräfte zu bündeln. Ich vermittle dir, wie du lernst, dich ganz und gar auf eine einzige Tätigkeit einzulassen.
7. Meditation (Dhyana)
Im klassischen Yoga ist damit die Meditation, das Erleben der eigenen Essenz gemeint. Durch die Meditation findet der Mensch zu sich selbst. Ich zeige dir, wie du die Arbeit als eine Art Meditation erfahren kannst.
8. Erleben der Einheit (Samadhi)
Bei Patanjali ist damit eine Erfahrung der Einheit gemeint. Diese Erfahrung steht jenseits aller Begrifflichkeiten und kann nicht durch Anstrengung erreicht werden. Der Mensch, der diese Erfahrung macht, erkennt das wahre Selbst, das jenseits aller Vorstellungen und Konzepte liegt, die wir über uns haben. Auf den Arbeitsplatz übertragen ist gemeint, dass du dich als etwas Einmaliges und gleichzeitig als Einheit mit anderen Menschen und den Kosmos erfahren kannst. So findest du in deiner Arbeit vollkommene Erfüllung.
Übung
Welcher Aspekt spricht dich hier am meisten an? Und welcher am wenigsten?
Welchen Aspekt lebst du bereits mit deiner Yogapraxis? Welchen Aspekt hast du bislang noch gar nicht berücksichtigt?
Meditiere über die acht Speichen und lass dich in den kommenden Wochen hier im Yoga Aktuell-Blog von den acht Speichen inspirieren!