Schenk dir die Zeit für deinen Weg nach innen und finde einen Schatz für dein Leben.
Die Sehnsucht nach einem Ort, an dem wir unsere Gedanken, Ängste und Sorgen loslassen können, an dem wir uns sicher, geborgen und aufgehoben fühlen und wieder Vertrauen in uns und in den Lauf der Dinge finden, ist immer dann besonders groß, wenn wir uns in unserem Leben mit Unsicherheiten und Bedrohungen konfrontiert sehen.
Wie wäre es, wenn es tief in uns einen Ort gäbe, an dem alles ganz ruhig und friedlich ist? Einen Ort, der für uns jederzeit und überall erreichbar ist, an dem wir innere Klarheit finden, Zusammenhänge intuitiv begreifen und Lösungen entwickeln können.
Es gibt diesen Ort und wenn wir uns seiner Existenz bewusst sind und uns auf den Weg dorthin machen, öffnet sich eine Tür, durch die wir immer wieder gehen können. An diesem magischen Ort können wir die Dinge wieder klarsehen und frei wählen, wie wir auf die Herausforderungen, vor die das Leben uns stellt, reagieren wollen.
Wir brauchen Mut und Willenskraft, um den Weg nach innen zu gehen
Der Weg zu diesem magischen Ort in uns, an dem wir ganz zur Ruhe und zu uns kommen können, zeigt sich, wenn wir den Mut finden, einfach nur zu sein. In dem Moment, wenn wir uns ganz auf uns selbst besinnen, nähern wir uns Schritt für Schritt dem Raum, der sich in unserer Mitte befindet, dort, wo wir in Stille ganz bei uns selbst einkehren, unberührt von äußeren Einflüssen. Das hört sich so einfach an, aber das ist es nicht.
Unser Leben ist durchtränkt von Lichtern, Bildern, Geräuschen und Farben, ständig liefern wir uns äußeren Reizen aus. Im Auto läuft Musik, in der Wohnung der Fernseher, beim Spazierengehen der Podcast. Wir sind Profis darin, uns permanent zu beschäftigen. Auch wenn es eigentlich gar nichts zu tun gibt, halten wir es kaum aus, einfach nur auf dem Sofa zu sitzen und nichts anderes zu tun, als unserem Atem zu lauschen.
Wie geht es dir in deinem Alltag? Ertappst du dich auch immer wieder dabei, wie du unbewusst und ohne triftigen Grund ins Tun fällst, anstatt einfach nur zu sein? Und warum ist das so?
Stille wird uns immer fremder. Im Alltag sind wir selten allein, Ablenkung gibt es mehr als genug. Für die Stille muss man sich aktiv entscheiden. Wie oft am Tag blicken wir auf unser Smartphone, verschwinden in sozialen Netzwerken oder in anderen Ablenkungen und angeblich unaufschiebbaren Aufgaben? Kann es sein, dass sich die Welt auch ohne all das weiterdreht? Und halten wir das, was dann spürbar wird, aus?
Stille, Ruhe und innere Einkehr sind womöglich für einige von uns beängstigend, weil man in solchen Momenten mit sich selbst in Kontakt treten muss. Ist das mit negativen Gefühlen und Ängsten verbunden, flüchten wir uns lieber in unsere selbst etablierten Vermeidungsstrategien. Die Stille zu vermeiden, bedeutet letztendlich sich selbst zu vermeiden. Wenn wir uns allerdings trauen, uns der Stille auszuliefern, können wir uns mit unseren Wünschen und Ängsten verbinden. Die Stille erlaubt es uns, mit uns in Kontakt zu treten, uns selbst kennenzulernen und unsere innere Stärke und Stimme wiederzufinden.
Wenn wir uns der Stille anvertrauen, führt sie uns Schritt für Schritt auf unserem Weg nach innen.
Was bleibt, wenn alles andere wegfällt
Der Raum, der sich auftut, wenn wir ohne äußere Ablenkung ganz bei uns bleiben, ist nicht beängstigend leer oder gar erdrückend, langweilig oder beengend. Es ist vielmehr ein Gefühl von Weite, Freiheit und Unendlichkeit, das sich einstellt, wenn wir lange genug der Stille anvertrauen. Wir fühlen uns nicht allein und verloren, sondern in einem nie da gewesenen Kontakt mit uns selbst und allem, was uns umgibt. Aus dem Gefühl heraus, getrennt zu sein, entsteht unser Leiden, wusste schon Buddha. Doch je tiefer wir in unser Inneres vordringen, umso mehr löst sich dieses dualistische Empfinden auf und geht in ein Gefühl der umfassenden Verbundenheit über.
Das Spüren besiegt die Gedanken
Oft scheint uns der Weg nach innen unerreichbar. Wir fühlen uns gehetzt, hilflos und ausgeliefert. Unsere Gedanken, Ängste und Sorgen lassen uns keine Ruhe und versperren uns den Zugang zu unserer inneren Klarheit. Erst wenn wir das Gestrüpp unserer Gedanken durchdringen, gelangen wir auf eine Lichtung und der Weg wird für uns erkennbar. Gerade in unruhigen Zeiten fühlen wir uns unseren Gedankenschleifen ausgeliefert. Die Neurowissenschaft hat herausgefunden, dass es für unser Gehirn unmöglich ist, gleichzeitig zu spüren und zu denken. Wir können den Gedankenstrom also durchbrechen, indem wir ganz bewusst ins Spüren kommen. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Doch es gibt etwas, das immer bei uns ist und dem wir uns bedingungslos in jeder Situation anvertrauen können. Etwas, das uns sofort in Kontakt mit uns selbst bringt, weil wir es in jedem Moment unseres Lebens spüren können, völlig unabhängig davon, in welcher Situation wir uns befinden und welche äußeren Dinge uns gerade beeinflussen.
Die Atmung – Lebensfreund und Wegbegleiter
Gibt es etwas, das uns ein Leben lang begleitet? Etwas, das immer bei uns ist und uns in schwierigen Situationen hilft, uns nicht zu verlieren in Gedanken, Ängsten oder Nöten und uns einen tieferen Zugang zu unserer inneren Kraft und Verbundenheit mit dem großen Ganzen gibt?
Dieser wundervolle Lebensfreund und Wegbegleiter ist in jedem von uns und begleitet uns durch alle Zeiten. Unser Leben beginnt mit einer tiefen Einatmung und endet mit einer langen Ausatmung. Solange wir leben, ist unser Atem immer bei uns, unabhängig davon, was wir gerade erleben. Der Atem verbindet uns mit unserer Innenwelt und der Außenwelt. Wenn wir uns unserer Atmung anvertrauen und alles andere loslassen, führt sie uns nach innen. Dabei hat besonders die Ausatmung eine wichtige Bedeutung.
Die magische Ort der Stille in uns – Übungen
Probiere es aus:
Übung: Den Atem in die Mitte sinken lassen Nur wenige Atemzüge trennen uns von unserem inneren Tempel, dem Ort, an dem wir wieder ganz zu uns zurückkommen und in unserer Mitte ruhen können. Richte dich aus deiner Mitte heraus auf und schließ deine Augen. Mit der nächsten langen Ausatmung lass alle Anspannungen los. Schultern, Nacken und Stirn sind entspannt. Lenke deine Wahrnehmung zu deiner Atmung und lass sie lang und fein durch die Nase ein- und ausströmen. Lenke deine Wahrnehmung zu deinen Nasenflügeln und spüre ganz bewusst, wie die Atemluft hier kühl in deinen Körper einströmt und ihn mit der langen Ausatmung warm wieder verlässt. Bleib beim Spüren deines Atemstroms. Lass deinen Atem jetzt mit jeder langen Ausatmung behutsam tiefer in dich hineinsinken, bis du das Heben und Senken deiner Bauchdecke spüren kannst. Achte dabei darauf, dass du vollständig ausatmest, bis alle Atemräume leer sind und dabei ganz loslässt. Dein Bauch ist entspannt. Wenn du möchtest, leg dabei eine Hand auf deinen Bauch. Verweile nach jeder Ausatmung einen Moment. Lass dich in deine Mitte, deinen inneren Tempel, sinken. Nach ein paar Momenten vertiefe deine Einatmung, öffne die Augen und komm zurück in den Raum. Am Ende der Ausatmung liegt das Tor zu dem magischen Ort der Stille in dir. Es ist immer da. Lass dich in die Pause nach der Ausatmung sinken, lass ganz los, lass dich fallen und du findest dich auf der anderen Seite wieder, in deinem Tempel. Gleichzeitig bist du verbunden und eins mit der Außenwelt. Du erlebst dich als Teil des großen Ganzen und die Einheit wird spürbar. Wenn du dir die Zeit nimmst, dich mit deiner Atmung vertraut zu machen, wirst du verstehen, dass die bewusste Atmung dein Leben verändert. |
Hier kommt noch eine Übung für dich, die dir ganz besonders dann helfen kann, wenn du dich ausgeliefert und hilflos fühlst und dich in Ängsten und Sorgen verlierst.
Übung: Das Tor zur Seele Wenn du Sorgen hast, viel nachdenkst und grübelst, sind Augen und Stirn verspannt. Schließ deine Augen und lenk deine Aufmerksamkeit auf den Raum zwischen deinen Augenbrauen. Hier befindet sich das Ajna-Chakra, es wird auch als drittes Auge oder als Auge der Intuition bezeichnet. Verlängere deine Ausatmung und lass hier ganz bewusst los. Lass die Atmung entspannt ein- und ausströmen und halte deinen Geist fokussiert. Der Fokus auf dein Ajna-Chakra entspannt die Muskulatur von Stirn und Augen und glättet die Denkerfalte. Lass mit jeder langen Ausatmung das krampfhafte Suchen nach Lösungen los und vertrau dich deinem inneren Wissen an. In der hinduistischen Tradition symbolisiert das Ajna-Chakra das Tor zur Seele und schafft eine direkte Verbindung zu unserem Unterbewusstsein und unserer Intuition. Dein Blick wird wieder frei und klar und du findest die passenden Antworten in der Stille. |
Wir verlieren uns immer wieder in der Außenwelt. Das ist nicht schlimm, wenn wir wissen, wie wir wieder zurück nach innen finden können und uns bewusst ist, dass wir uns entscheiden können. Es gibt nichts Schöneres, als sich selbst zu kennen und zu wissen, wie man bei sich bleiben kann.
Wenn du deinen persönlichen Trampelpfad zu dem magischen Ort der Stille in dir entdecken willst, dann lass dir den Weg dorthin zeigen:
Antonia Kemkes. Finde den Tempel in dir. Gräfe & Unzer Verlag. 2022