Heute möchte ich gerne eine kleine Geschichte mit dir teilen. Sie ereignete sich erst vor einigen Tagen. Ein Freund von mir hatte von einem Schamanen in New Mexiko geträumt. Er kannte ihn von Vorträgen aus dem Internet. Er stellte Kontakt zu ihm her und erzählte ihm seinen Traum. Sowohl der Schamane als auch mein Freund deuteten dies als ein Zeichen, dass mein Freund ihn unbedingt in New Mexiko aufsuchen sollte.
Auf der Suche nach Antworten
Mein Freund war sehr froh um diesen Traum, denn die letzten Monate waren für ihn sehr schwer gewesen: Seine Freundin hatte sich von ihm getrennt, die Firma, für die er arbeitete, hatte Insolvenz angemeldet. Und überhaupt schien alles schiefzugehen.
Er wusste nicht mehr, was er mit seinem Leben tun sollte, und war sehr verzweifelt. Als ihm der Schamane in dem Traum erschien, war er sehr erleichtert und er hatte das Gefühl, dass er in New Mexiko bestimmt eine Vielzahl von Hinweisen erhalten würde, was er in Zukunft zu tun hätte.
Also flog er den langen Weg nach New Mexiko. Er verbrachte einige Tage bei dem Schamanen, fastete, machte Schwitzhütten und bereitete sich auf diese Art und Weise auf eine Peyote-Zeremonie vor. In der Zeremonie fragte er den Geist des Peyote-Kaktus, was er zu tun hätte. Und der Geist des Kaktus antwortete sofort: „Einatmen. Ausatmen. Entspannen.“
Mein Freund war vollkommen irritiert und fragte den Geist des Kaktus noch einmal. Dieser antwortete wieder: „Atme ein. Atme aus. Und entspanne in die Pause am Ende der Ausatmung.“
Mein Freund stutzte und war verwirrt – und auch ein bisschen wütend. Es kann doch nicht sein, dachte er sich, dass ich so viel Geld ausgebe für einen teuren Flug, um dann eine so einfache Antwort zu bekommen!
Also fragte er den Kaktus ein drittes Mal. Und auch dieses Mal antwortete dieser: „Atme ein. Atme aus. Und entspann dich. Dann atme wieder ein. Und atme wieder aus. Du wirst sehen, dass dich diese einfache Anleitung durch den nächsten Montag leiten wird. Und wenn du ihr wirklich folgst, wirst du am Ende erkennen, dass dies das Beste ist, was du tun konntest.“
Solltest auch du dich in einer schwierigen Zeit befinden, kein Geld für einen Flug nach New Mexiko haben, so können dir vielleicht die folgenden Atemübungen helfen, besser durch diese Zeit zu kommen.
3 Atemübungen für dich
Ein ganzer Atemzug
Komm zuerst einmal auf deiner Yogamatte, auf deinem Stuhl oder deinem Meditationskissen an.
Nimm nach Möglichkeit eine aufrechte Sitzhaltung ein, schließ, wenn es dir möglich ist, die Augen und geh mit deiner Aufmerksamkeit zu deiner Atmung.
Nimm deinen Atem wahr, ohne ihn zu verändern.
Die Einatmung: den Beginn, die Mitte und das Ende der Einatmung.
Die Pause zwischen Ein- und Ausatmung.
Die Ausatmung: den Beginn, die Mitte und das Ende der Ausatmung.
Die Pause zwischen Aus- und Einatmung.
Lass dir Zeit, deinen Atem wirklich ganz bewusst wahrzunehmen. Und nimm dir innerlich den Raum, den Atem da sein zu lassen. (Häufig haben wir die Tendenz, über den inneren Raum hinwegzugehen).
Geh in Beziehung mit deinem Atem. Lass zu, dass der Atem dir eine Geschichte erzählt. Öffne dich für ihn. Verweil so ein paar Minuten und komm mit jedem Atemzug mehr in der Wahrnehmung und Beobachtung des eigenen Atems an.
Einfach nur atmen
Komm in eine bequeme Sitzhaltung. Du kannst dich auch hinlegen. Lass dich so nieder, dass dein Kopf, dein Hals und Nacken entspannt sind. Auch der Kiefer darf sich entspannen. Die Schultern entspannen sich. Der Bauch entspannt sich. Wenn du magst, kannst du deine Hände auf den Bauch legen.
Du musst nichts machen.
Lass dich vom Fluss des Atems tragen und versuche, dich in jeden Ausatem hineinzuentspannen. Die Einatmung kommt ganz von allein. Mit jeder Ausatmung öffne dich für die Vorstellung des Heimkommens, des Zur-Ruhe-Kommens. Vielleicht kannst du auch am Ende der Ausatmung eine kleine Rast entstehen lassen. Eine kleine Pause, bevor der nächste Einatem ganz von allein kommt.
Vielleicht erfährst du mit der Einatmung auch ein Sich-Öffnen, ein Weitwerden. Wenn es dir möglich ist, dann entspann auch in die Öffnung, in diese Weitung hinein. Aber bitte mach dir dabei keinen Druck. Es geht vielmehr um ein Geschehenlassen. Ein Kommenlassen mit der Einatmung. Ein Loslassen, ein Abgeben, ein Entspannen mit der Ausatmung. Atme so auf diese Weise 10 Minuten.
Anti-Stress-Atmung
Diese Übung empfiehlt sich bei Stress, innerer Unruhe und Aufregung.
Sitz oder leg dich hin. Du atmest bequem durch die Nase ein, langsam durch den Mund aus. Öffne die Lippen ein wenig, damit der Atemstrom abgebremst wird.
Stell dir dann eine Kerze vor, die 15 cm vor dir steht. Diese bläst du mit deiner Ausatmung aber nicht aus. Zähle bei der Ausatmung innerlich: 100, 200, 300, ..
Wenn du vollständig ausgeatmet hast, passiv und ohne jede Anstrengung, wird die Einatmung von selbst zurückkommen, da die langsame Ausatmung eine Art Sprungfeder ist, die zu einer Einatmung führt, die du nicht kontrollieren musst. Du kontrollierst nur die Ausatmung. Die Einatmung geschieht ganz von allein.
Am Ende der Einatmung lässt du wieder in die kontrollierte Ausatmung los.
Nach und nach stellt sich ein Rhythmus ein, bei dem die Einatmung deutlich kürzer ist als die Ausatmung. Das Verhältnis von etwa 1:2 für Ein- und Ausatmung ist ideal.
Übe so 10 Minuten.