Pausen spielen eine wichtige Rolle, denn in ihnen passiert manchmal mehr als in all den vielen Stunden des Tuns und Machens. Welche Pausen besonders wirkungsvoll sind, erfährst du hier.
Es gibt wohl nichts, was in der heutigen Zeit wichtiger und wertvoller geworden ist als eine Pause. Viel zu selten schenken wir sie uns. Denn viel zu viel wartet auf uns: informative Artikel, erhellende Podcasts, witzige Serien, interessante Interviews mit unserem Lieblingsyogalehrer und so weiter. Durch die Zunahme an Informationen wissen wir heute gar nicht mehr, woher wir die Zeit nehmen sollen, um zu hören und zu sehen was uns interessiert. Wir nutzen jede freie Minute, um all die spannenden Informationsquellen anzureißen, anzuhören oder einen Blick darauf zu werfen. Den meisten Menschen fehlt dann schließlich doch die Zeit, ein lehrreiches Video ganz bis zum Schluss zu sehen, oder einen Podcast bis zum Ende zu hören. Eine Pause, um all das Gehörte und Gesehene zu verdauen, nehmen wir uns meistens nicht mehr. Schließlich wartet ja noch so viel anderes Spannendes, Wichtiges, Informatives auf uns – wo soll da noch Zeit für eine Pause bleiben? Eine Pause, um mal richtig durchzuatmen, zu verarbeiten oder einfach mal zu sein. Ohne Plan. Ohne Druck. Einfach sein. Einfach. Sein.
Mach dir selbst ein Geschenk!
Wie wichtig Pausen sind, habe ich in den letzten Wochen wieder erfahren. Ich habe eine Facebook-Pause gemacht und hatte plötzlich wieder so viel Zeit. Ich hatte Zeit, einfach mal wieder aufs Meer zu schauen, weil ich mir die Zeit für einen Urlaub genommen habe. Ich habe mir sozusagen eine kreative Pause gegönnt. Nichts Wichtiges gelesen, nichts Weiterbildendes gehört. Einfach nur aufs Meer geschaut. Gegessen. Geschlafen. Meditiert und Yoga gemacht. Anfänglich war mein ganzes System irgendwie irritiert, weil es so viel Reizunterflutung überhaupt nicht mehr gewohnt war, aber nach ein paar Tagen schon konnte ich es mit jeder Zelle meines Seins genießen.
Die Pause gab mir nicht nur die Möglichkeit, mich wieder zu erholen, sondern über die Pause selbst zu kontemplieren und mir bewusst zu machen, wie wichtig Pausen sind, um mit uns selbst und dem Leben in Kontakt zu kommen und zu bleiben.
Es gibt unzählige Möglichkeiten für eine Pause
Atempausen: Eine meiner Lieblingspausen sind die Atempausen. Das sind nicht nur die Momente, in denen ich mir ganz bewusst Zeit nehme für drei Atemzüge (oder mehr) in Achtsamkeit. Es sind die Übungen, in denen ich am Ende des Ein- oder Ausatmens eine kleine Atempause entstehen lasse. Und wenn ich mich ganz bewusst und ganz intensiv einlasse auf diese Pause, dann erfahre ich darin irgendwann eine enorme Fülle.
Wann hast du das letzte Mal ganz bewusst eine Atempause gemacht? Und wäre nicht heute eine gute Gelegenheit, dir selbst eine weitere Atempause zu schenken? Anna Trökes hat hierzu einen wunderbaren Artikel geschrieben.
Teepausen: Eine weitere meiner Lieblingspausen ist die Teepause. Besonders jetzt, wo der Herbst anklopft, die Tage kürzer werden und die Temperaturen deutlich gen null gehen, gönne ich mir immer wieder gerne eine wohltuende, köstliche, erfrischende, beruhigende, schlaffördernde, anregende oder vollmundige Tasse Tee. Eine Teepause bringt mich sehr schnell wieder zurück in den gegenwärtigen Moment. Sie macht mir die Kostbarkeit des gegenwärtigen Moments bewusst und erfüllt mich häufig mit einer großen Dankbarkeit. Besonders dann, wenn ich mir bewusst mache, wer alles daran beteiligt war, dass ich hier und heute eine Tasse mit japanischem Grüntee trinken kann. Wie viele Wesen daran beteiligt waren, dass dieses Wunder möglich ist, berührt mich immer wieder zutiefst. Nicht umsonst spielt das Teetrinken im Zenbuddhismus eine wichtige Rolle und wird dort sogar als eine zentrale Praxis auf dem spirituellen Weg betrachtet.
Handypausen: Immer häufiger lasse ich mein Handy zu Hause, wenn ich einkaufen gehen, ins Yoga fahre oder mich mit Freunden treffen. Dann entstehen automatisch Pausen. An der roten Ampel, an der ich früher wie ferngesteuert sofort zum Handy gegriffen habe, nutze ich diese kurze Zeit heute einfach für eine kleine Atempause. Genauso wird die Zeit, die ich in einer Warteschlange bei der Post oder im Supermarkt verbringe wieder zu einer guten Gelegenheit, um meine Füße zu spüren, mich aufzurichten, zu lächeln und mir eine Stehpause zu gönnen. Auch hier nutzte ich früher jede Warteschlange, um schnell mal eine WhatsApp zu schreiben, das Wetter zu checken oder mich in der Nachrichtenübersicht über Politiker zu ärgern. Heute stehe ich einfach da und schenke mir selbst eine Pause.
Sprechpausen: Es gibt viele Yogalehrer, die am Ende einer Yogastunde gerne Geschichten oder Weisheiten vorlesen. Es ist eine Kunst, an der richtigen Stelle der Geschichte eine Pause zu machen, damit die Spannung steigt, das Gesagte beim Zuhörer ankommt und wirken kann. Auch dies ist eine Kunst für sich, die sich mir persönlich in dem Buch „Die Kunst des Hörbuchsprechens“ neu offenbarte. Solltest Du zu den Yogalehrern gehören, die gerne vorlesen, so wirst du an diesem Buch viel Freude haben und bestimmt den einen oder anderen wertvollen Hinweis darin finden.
Ratschlagpausen: Diese Pausen sind mir die Liebsten. Vielleicht hast auch du Freunde oder Verwandte in deinem Umfeld, die dir bei Verspannungen, Verdauungsproblemen, Ängsten, Schlaflosigkeit, schlechter Laune oder einem Schlecht-Wetter-Blues gerne ungefragt mindestens drei Bücher, einen Coach, ein Asana oder ein Schüßler-Salz oder guten Familienaufsteller empfehlen, um wieder frei von den Beschwerden zu sein. Das ist alles wunderbar und ganz liebevoll gemeint. Aber ich persönlich freue mich, wenn ich einem Freund einfach mal erzählen kann, dass ich so richtig mies gelaunt bin, weil ich ein Protokoll bekommen habe, ohne dass er es karmisch-psychologisch oder spirituell interpretiert oder mich fragt, welche Lektion wohl dahintersteckt. Manchmal möchte ich einfach nur gehört werden mit dem, was mich gerade beschäftigt, ärgert, wütend macht oder bewegt, ohne im Gegenzug dafür einen Ratschlag zu bekommen. Und auch ich selbst merke, wie wohltuend es für mein Gegenüber ist, wenn ich einfach mal den Mund halte und nicht gleich mit einem gut gemeinten Ratschlag daherkomme. Magst du diese Pausen auch gerne?
Selbstoptimierungspause: Natürlich möchte ich eine gute Yogini sein, eine besonders achtsame Achtsamkeitslehrerin, eine spirituelle Frau, die sich ihrer selbst und ihrer Gedanken und Handlungen bewusst ist und es gut macht. Am liebsten mache ich es sogar sehr gut. Aber es gelingt mir viel seltener, als ich es gerne hätte. Und anstatt mich hierfür zu verurteilen, innerlich anzuklagen oder mich unter Druck zu setzen, mache ich jetzt immer häufiger eine Selbstoptimierungspause und merke, wie es dadurch in mir weicher wird und ich wieder häufiger über mich selbst lachen kann, wenn ich erkenne, dass ich viel mehr Plastik verwende, als mir lieb ist, ich viel weniger Yoga mache, als mir guttäte und ich das Frühstück in zehn anstatt in 80 Bissen fertig habe. Kennst du diesen Selbstoptimierungsdruck auch? Dann wird es Zeit, dir eine solche Pause zu gönnen und bei einer köstlichen Tasse Tee den Blick auf das zu richten, was du bereits alles bewältigt hast!
Pausen sind wichtig und wertvoll. Gönn sie dir. Im Zen heißt es: Wenn du keine Zeit hast, mach einen Umweg. Es könnte auch heißen: Wenn du es eilig hast, mach eine Pause! Gönn sie dir. Vielleicht magst du heute mit einer dieser hier aufgeführten Pausen beginnen. Vielleicht kultivierst du die Kunst der Pause bereits und möchtest deine Lieblingspause mit uns teilen. Wir freuen uns darauf!