Wie traditionelle buddhistische Achtsamkeitspraxis uns auch in der heutigen Zeit immens helfen kann.
Im Buddhismus gibt es eine Weisheit, die lautet: „Man muss die Wahrheit tausendmal hören, bevor sie Wirklichkeit wird“. Vielleicht wurde Master Han Shan (zu seiner Person siehe auch nachfolgendes Interview) deshalb nicht müde, während seines mehrtägigen Retreats in Österreich, im Hotel Tannenhof, immer wieder darauf hinzuweisen, wie wichtig Achtsamkeit gerade in der heutigen Zeit ist. Durch seine Arbeit als Meditationslehrer und Berater von Firmen weiß er aus eigener Erfahrung, dass die Anforderungen unseres schnelllebigen Alltags komplex und vielfältig geworden sind und wir sie alle gleichzeitig meistern müssen. Egal, ob wir eine Familie haben oder ein Großunternehmen führen, ob wir allein für uns im stillen Kämmerlein arbeiten oder in einem Großraumbüro sitzen. Um den Ansprüchen überhaupt noch standhalten zu können, brauchen wir alle einen Universalschlüssel, der uns die Tür zu unseren eigenen, inneren Ressourcen öffnet, auch zu jenen, die wir bislang noch nicht wirklich genutzt oder vielleicht sogar überhaupt noch nicht erkannt haben. „Achtsamkeit ist dieser Schlüssel“, sagt Han Shan, und er betonte während des Retreats immer wieder, dass wir nicht in der Hand haben, was in der nächsten Sekunde passieren wird, aber dass die Achtsamkeit uns wesentlich darin unterstützen kann, angemessen mit den unterschiedlichsten Situationen im Berufs- und Privatleben umzugehen.
Den Geist können wir beherrschen, das Leben nicht
Han Shan vermittelt die Praxis der Achtsamkeit in einem sehr ursprünglichen buddhistischen Sinne: sich seiner selbst, seiner eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen während der Meditation, und später auch im Alltag, bewusst zu werden und diese dann zu benennen – zum Beispiel: „denken, denken, denken“ oder „fühlen, fühlen, fühlen“. Diese Methode ist sehr wirksam. Mit etwas Übung kann sie uns darin
unterstützen, nicht immer und immer wieder aufs Neue den Gedanken auf den Leim zu gehen und uns in ihnen und in den Geschichten, die daraus entstehen, zu verstricken. Gelingt es uns, die endlosen Gedankenschleifen abzuschneiden, dann kommen wir schnell wieder in den gegenwärtigen Moment zurück und können den Stress, der aus eben all diesen Gedanken entsteht, hinter uns lassen. Sind wir hingegen nicht achtsam, dann verfangen wir uns in diesen Geschichten, ohne es zu bemerken, und haben schnell Stress. Selbst dann, […]