Was ist das Ziel der spirituellen Praxis bei Trauma? Egal ob wir meditieren, Yoga machen oder uns der Achtsamkeit zuwenden, das Ziel ist, mit allen Sinnen im Hier und Jetzt anzukommen. Der erwünschte Effekt dieser Übungen ist, dass wir den gegenwärtigen Moment mit allen Sinnen als einen sicheren Ort erfahren und ihn genießen.
Das Ziel der spirituellen Praxis bei Trauma: den gegenwärtigen Moment als sicher zu erleben
Das mag einfach klingen, aber den gegenwärtigen Moment als sicher zu erleben, ist besonders für solche Menschen schwierig, die unter unverarbeiteten traumatischen Erfahrungen leiden. Egal, ob man sich des Traumas bewusst ist oder nicht. Aber das Nervensystem, das wir nicht über den Verstand kontrollieren können, bewertet eine Situation nicht nach der reellen Gegebenheit, sondern danach, was im System gespeichert ist. Und das ist im Falle eines Traumas: Gefahr. Weshalb das Hier und Jetzt nicht sicher ist. Wenn der gegenwärtige Moment nicht sicher ist, kann ich nicht loslassen und mich nicht in diesen Moment hineinentspannen.
So kannst du ein ein Gefühl von Sicherheit kreieren:
Beginne mit kurzen traumasensiblen Yogasequenz oder Meditation.
Die Einheiten können sehr kurz sein. Egal, ob drei Minuten, sieben Minuten oder zehn Minuten. Manchmal ist bereits eine Minute schon mehr als genug. Aber damit ist der Anfang gemacht!
Egal, wie lange die ersten Meditationen oder deine erste Yogapraxis dauert: Lob dich selbst dafür. Dich zu loben, anzuerkennen und wertzuschätzen, dass du es auf die Matte oder das Kissen geschafft hast, ist für viele Menschen mit Trauma-Hintergrund bereits eine große Leistung, die wertgeschätzt werden darf.
Verankere dich im Hier und Jetzt
Versuch, ein möglichst großes Gefühl von Ruhe und Entspannung in dir entstehen zu lassen, damit es dir möglich ist, dich ein paar Minuten lang auf die Meditation zu konzentrieren. Mit Meditation ist hier gemeint, dich mit möglichst allen Sinnen ganz im gegenwärtigen Moment zu spüren und wahrzunehmen. Für eine Yogasequenz gilt das gleiche Prinzip: Richte dir den Ort so ein, dass du dich wohl fühlst und du dich so gut wie möglich auf die Übung einlassen kannst. Sorge dafür, dass es warm genug ist, du dich ungestört fühlst und du – falls nötig – auch Türen und Fenster im Blick hast. Überlege dir einmal genau, was du brauchst, damit du dich wohl und sicher fühlst. Und versuche, dir diese Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Je mehr du dir deiner Bedürfnisse und Wünsche bewusst wirst, um dich sicher im gegenwärtigen Moment fühlen zu können, desto mehr kannst du die frühere traumatische Erfahrung vom Hier und Jetzt entkoppeln. Auch wenn dies nicht von heute auf morgen gelingt, so wirst du mit der Zeit immer mehr lernen, dass der gegenwärtige Ort sicher ist. |
Entwickle Selbstwirksamkeit
Zu meditieren bedeutet nicht, dass du die ganze Zeit stillsitzen musst. Vielleicht möchtest du dich ein bisschen bewegen, deinen Körper etwas wiegen. Möglicherweise möchtest du auch deine Beine anders hinstellen oder anwinkeln. Alles ist erlaubt. Es ist wichtig, dass du selbstbestimmt deinen eigenen Bedürfnissen und Empfindungen den entsprechenden Raum gibst und du dich ernst nimmst.
Zu meditieren bedeutet, dass du lernst, dich selbst mehr und mehr wahrzunehmen. Du lernst, Empfindungen, Gedanken und Gefühle, die als eine mögliche Angst auftauchen, dass etwas passieren könnte, sobald du in die Stille gehst, nicht der jetzigen Situation entspricht. Je mehr du dich mit deinem Herzen und deinem Geist dafür öffnest, was da ist, und je mehr du die automatische Bewertung und Interpretation der gegenwärtigen Situation loslässt, desto mehr kannst du in das hineinentspannen, was da ist: ein Raum, in den du dich entspannen kannst.
Versuch, die Interpretationen deines Körpergefühls einfach nur wahrzunehmen und dich nicht mehr mit ihnen zu identifizieren. Vielleicht gelingt es dir, mit einem sanften Atemzug darauf zu reagieren. Sage dir selbst, dass es okay ist, dass du unruhig bist und wie gut es ist, dass du hier sicher bist und dass alles sein darf. Je mehr Druck du von dir nimmst, desto mehr wird es dir gelingen, Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen anzuerkennen, ohne eine Ursache oder Lösung dafür finden zu müssen oder wollen. Wenn du all das wahrnehmen kannst und du dich gleichzeitig ruhig und sicher in dem Raum fühlst, wird dich das dir selbst und deiner dir innerer Ruhe und Gelassenheit näher bringen und du wirst erkennen, dass der Himmel in dir ist.