Hilfreiche Tipps aus dem Ayurveda und Wissenswertes zur ayurvedischen Sichtweise auf Stress.
Stressbedingte Erkrankungen sind nicht erst ein Phänomen unserer heutigen Zeit: Schon die alten Ayurveda-Texte der Charaka-Samhita beschreiben Stress als eine körperliche und mentale Schwächung, die durch das Unterdrücken oder die Nichterfüllung von natürlichen Bedürfnissen sowie durch die falsche, exzessive oder ausbleibende Verwendung des Geistes entsteht. Wenn wir uns jedoch die Stress-Verursacher einmal genauer anschauen, so können wir schnell verstehen, warum heute mehr als zwei Drittel der Bevölkerung unter stressbedingten Beschwerden leiden:
1. Unterdrücken von natürlichen Bedürfnissen
Immer dann, wenn wir unsere natürlichen Bedürfnisse auf der körperlichen Ebene, wie Essen, Schlafen, Urinieren, Gähnen, Bewegen usw., nicht erfüllen, entsteht Stress. Das heißt, jeder Busfahrer, der nicht dann die Toilette besuchen kann, wenn es ihn drückt, jede Krankenschwester, die in der Nachtschicht gegen den Schlaf kämpft, und jedes Kind, das in der Schule sitzt, statt draußen herumzutoben, leidet bereits unter stressverursachenden Lebensumständen, welche die körperliche und mentale Immunität und Leistungsfähigkeit mindern.
Hinzu kommt die Nichterfüllung von emotionalen Bedürfnissen, wie der Mangel an Liebe, Zärtlichkeit, Anerkennung, Selbstwertgefühl, Begeisterung oder Entspannung. Denn auch der emotionale Mangel bringt das Gleichgewicht der körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte in uns aus dem Lot und führt zu einem übermäßigen Verbrauch essenzieller Lebensenergie (Ojas), was wiederum zu stressbedingten Erkrankungen wie Burn-out oder Erschöpfungsdepressionen führen kann.
2. Die falsche, exzessive oder ausbleibende Verwendung des Geistes
Unser Geist hat aus ayurvedischer Sicht verschiedene Funktionen, die sich durch unsere schnelllebige, reiz- und informationsintensive Lebensweise in ständiger Überforderung befinden – beginnend mit der allumgreifenden Reizüberflutung unserer Sinnesorgane, welche durch Computerarbeit, TV, Neonlicht, Klimaanlagen, Verkehrslärm, Geschmacksverstärker u.a. permanentem Dauerstress ausgesetzt sind, bis zur übermäßigen Aktivität des Geistes (Manas) und emotionalen Belastungsfaktoren, die unser seelisches Gleichgewicht und unsere mentale Stärke zersetzen.
Unser Geist (Manas) wird von frühmorgens bis spät in die Nacht über Smartphone und Mailprogramm mit neuen Informationen, Eindrücken und Herausforderungen überflutet, die er aufnehmen, selektieren, analysieren und bearbeiten muss. Ein weiterer Belastungsfaktor sind die vielen schmerzhaften Erfahrungen und unverarbeiteten Erinnerungen aus der Vergangenheit, die unser emotionales Immunsystem schwächen und uns in der Beziehung und Kommunikation mit anderen Menschen belasten.