Auch wenn wir uns nun schon gefühlt im Spätsommer befinden, so ist es in vielen Teilen Deutschlands immer noch sehr heiß. Anbei ein knackiges Interview mit der Ayurveda-Expertin Daniela Wolff und 4 kühlende, wohlschmeckende Rezeptideen für dich.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Worauf sollten wir grundsätzlich bei unserer Ernährung im Sommer aus ayurvedischer Sicht achten?
Daniela Wolff: Ein essenzielles Prinzip der ayurvedischen Ernährungslehre lautet: gegensätzliche Eigenschaften (Gunas) gleichen sich aus und ermöglichen eine innere Balance, während gleiche oder ähnliche Eigenschaften in Kombination den Körper aus dem Gleichgewicht bringen. Die Hitze des Sommers lässt sich nach diesem Prinzip durch kühlende Lebensmittel und Getränke ausgleichen. Scharfes, erhitzendes Essen würde dagegen das vorhandene Feuerelement zusätzlich anfachen, was man z.B. durch Entzündungen oder leichtere Reizbarkeit spürt. Sommerliche Trockenheit kann man mit Flüssigkeit und Befeuchtendem begegnen. Sommersuppen, Minestrone, Sommergemüse-Curries sind dazu perfekt. Trockene Reiswaffeln oder Trockenobst eher nicht.
Unser individuelles Agni, die Verdauungskraft, ist im Sommer schwächer als im Winter, um den Körper nicht zu überhitzen. Diese Schwäche gleicht man mit leichten und leicht verdaulichen Mahlzeiten aus. Auch im Sommer sind gekochte Speisen eine gute Wahl, die man nach Belieben an heißen Tagen lauwarm essen kann. Rohkost ist für Menschen mit starker Verdauungskraft in der Regel zur Pitta-Tageszeit zwischen 10 und 14 Uhr kein Problem, bei schwacher Verdauung und abends kann sie jedoch zu Verdauungsproblemen wie Blähungen führen.
Salat ist sehr beliebt im Sommer. Ist es tatsächlich so gut, viel Salat zu essen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum?
Ja, der Sommersalat ist „eingespeist“ in unserem Glaubenssystem als gesundes und vitalisierendes Essen. Tatsächlich muss man unterscheiden, ob wir von grünem Blattsalat oder Gemüsesalaten sprechen. Biochemisch gesehen bestehen Salatblätter überwiegend aus Wasser, viel Nährendes hat er also nicht zu bieten. Deshalb erweitern wir das Nährstoffprofil z.B. mit Mais, Tomaten, Eiern, Käse, usw. und essen ein Baguette oder im idealeren Fall ein Vollkornbrot dazu. Ohne diese Ergänzungen würden wir schnell wieder hungrig werden. Salat ist zwar leicht, jedoch durch Wasseranteil und Ballaststoffe eher schwer verdaulich. Auch die kalte, rohe Eigenschaft stellt den Magen mit seinem reduzierten Verdauungsfeuer im Sommer vor eine Herausforderung.
Wenn man auf frischen grünen Salat nicht verzichten mag, empfehle ich Rucola oder Asia-Salate, die durch ihre Schärfe die Verdauung unterstützen können. Bittere Blätter wie Radicchio, Babyspinat, Chicorée oder Wildkräuter von der Wiese sind ebenfalls hilfreich, da Bitterstoffe reinigend und antimikrobiell wirken und wir meist zu wenig Bitteres zu uns nehmen. Bei guter Verdauungskraft können die meisten Menschen einen Salat zu Mittag leicht bis zum Ende des Tages verdauen. Das ist bei einer Salatschüssel am Abend eher nicht möglich. Hierfür gibt es eine tolle Alternative: Gemüsesalate. Ideal sind saisonales Ofengemüse, was man mit einem gekochten Getreide (Quinoa, Hirse, Reis) und/oder gekochten Linsen, Rucola, Babyspinat, Radicchio und einem Dressing mischt. So vereint man das Beste aus zwei Welten. Und hat ein herrliches Gericht für einen Sommerabend oder Picknick am See.
Ein heißer Sommertag macht Lust auf kalte Getränke. Sind sie der ideale Durstlöscher im Sommer?
Zimmerwarme und kühlende Getränke, in erster Linie auf Wasserbasis (z.B. Zitronenwasser), sind hilfreiche Durstlöscher im Sommer. In heißen und tropischen Ländern gehören durchaus warmes Wasser oder Kräuter- und Gewürztees zur Tradition. Sie wirken keineswegs erhitzend, vor allem wenn man sie mit Minze oder Koriandersamen anreichert. Die ayurvedische Lehre meidet allerdings strikt eisgekühlte Getränke (und Speisen). Diese würden das Verdauungsfeuer, das im Sommer nicht so stark brennt wie zu anderen Jahreszeiten, tatsächlich empfindlich stören. Agni zu stärken ist DAS heilige Ziel in den ayurvedischen Empfehlungen.
Wie viel sollten wir überhaupt im Sommer trinken?
Die Faustregel lautet: immer trinken, wenn man durstig ist. Und über den Tag verteilt in kleinen Schlucken regelmäßig Wasser zu sich nehmen. Somit ist die Trinkmenge bei jedem Menschen anders. Und an jedem Tag unterschiedlich. Es kommt drauf an, ob der Tag heiß oder kühl ist, ob man sportlich aktiv ist, eher sitzt, körperlich arbeitet oder einfach nur ausruht. Der Durst ist unser unbestechlicher Signalgeber, auf den wir hören sollten.
Wie wichtig sind warme Mahlzeiten an heißen Sommertagen?
Warme Mahlzeiten sind leicht verdaulich, nähren gut und füllen uns mit Prana, wenn sie frisch gekocht sind. Für eher luftige Vata-dominierte Menschen sind warme Mahlzeiten sehr ausgleichend, auch im Sommer. Hitzige Pitta-Typen dagegen lassen die gekochte Mahlzeit gerne abkühlen, auch heiße Getränke sind eher nicht so ihr Favorit. Am besten, man spürt in seinen Bauch, was der Körper zum Essenszeitpunkt gerade braucht.
Vielen Dank für die Tipps!
Zum Ausprobieren:
Daniela Wolff: Kochen für die innere Balance. Einfache Grundrezepte für das ganze Jahr.
www.danielawolff.com
Rezepte
1Minze-Melisse-Drink
- 1 Handvoll Minze
- 1 Handvoll Zitronenmelisse
- 1 Zitrone
- 1‑2 TL Reissirup oder Honig
- 1 l Wasser
Variation: |
2Zucchini-Tomatencurry
- 3 mittelgroße Zucchini
- 500 g aromatische, reife Tomaten, z. B. Ochsenherz oder (bunte) Datteltomaten
- 1 Bund Korianderblätter, optional: 1 Bund Thai-Basilikum
- 1 Zwiebel
- 1 daumengroßes Stück Ingwer
- 2 Knoblauchzehen
- Gewürzsamen: ½ TL Kreuzkümmelsamen, 2 TL Koriandersamen, 1 TL Fenchelsamen, ½ TL Senfsamen
- 2 EL Kokosöl, alternativ: Ghee
- ½ TL Kurkumapulver, optional: ½ TL Kardamon, grob gemahlen
- 250 ml Gemüsebühe
- 400 ml Kokosmilch
- Salz und Pfeffer, gemörsert
3Minze-Koriander-Chutney
- 1 Bund Minzeblätter
- 2 Bund Korianderblätter, zusammen ca. 200 g
- 1 daumengroßes Stück Ingwer (1 EL gehackt)
- ca. 150 ml Kokosmilch
- 2 EL Zitronen- oder Limonensaft
- Kokosraspel nach Bedarf
- Salz
- 2 EL Kokosöl, alternativ: Ghee
- 1 TL braune Senfsamen
- 1 TL Kreuzkümmelsamen
- 1 Msp Asafoetida (Hing)
- ca. 10 frische Curryblätter falls im Asienshop erhältlich
Tipp: |
4Schokoballs
- 10 Medjoul Datteln oder 14 normale Datteln
- 4-5 EL flüssiges Kokosöl
- 200 g (glutenfreie) Haferflocken
- 50 g gemahlene Mandeln alternativ: Walnüsse, Haselnüsse, Kokosraspel
- 25 g Kakaopulver, optional: 2 EL Rohkakaonibs
- 1 TL Kardamonpulver, alternativ: Zimtpulver
- 1 Prise Salz
- ca. 100 ml Wasser oder (Getreide-)Kaffee, Matchatee o. ä.
- Kokosraspel zum Rollen, alternativ: Sesamsamen