Natürlich sieht Mensch ab einem gewissen Alter nicht mehr wie frisch gebügelt aus. Doch gute Pflege macht einen großen Unterschied und hält die Haut definitiv länger jung
Früher gab es mal Tupperpartys – Sie wissen schon, die Gastgeberin bekam immer ein nettes Sonderset geschenkt. Später wurden sie dann von Dessouspartys abgelöst. Lieber was Nettes zum An (und Aus-)ziehen zu kaufen, anstatt ein bisschen Plastik für den Küchenschrank, das war ok. Jetzt gibt es Botox-Partys. Das ist ein bisschen so wie Plastik fürs Gesicht. Sorry wenn dieser Spruch etwas nach Giftspritze klingt, aber genau das ist Botox doch. Nichts gegen Verschönerungsmaßnahmen für den Körper, die noch unmittelbarer sind als ein hübscher Spitzen-BH, aber muss man sich denn gleich ein Nervengift injizieren?
Beziehungsweise: Ist man als Nervengiftverächter zwangsläufig einem Faltensammelsurium ausgesetzt, das in etwa der Textur einer schrumpeligen Trockenaprikose gleicht? Mitnichten. Wie immer haben wir uns in der Abteilung Ayurveda umgesehen und empfehlenswerte Ansätze gefunden.
Zunächst einmal kann man feststellen, dass Ayurveda als Lehre vom langen Leben gewissermaßen per se einen verjüngenden oder zumindest jung erhaltenden Charakter hat. Das heißt nun wiederum nicht, dass der Ayurveda als Anti-Aging Lehre zu verstehen ist.
Wenn man so will, ist er das glatte Gegenteil: es soll ja eben ein langes Leben, also ein hohes Alter erreicht werden. Dies funktioniert aber nur, wenn der Körper sich nicht in rapidem Verfall befindet, d.h. Degenerationsprozesse müssen vermieden bzw. aufgehalten oder verlangsamt werden. Das, was man landläufig als „Altern“ bezeichnet, wird also durch die verschiedenen ganzheitlichen Maßnahmen im Allgemeinen und durch verjüngende Rasayanas im Speziellen gemildert. Grundpfeiler des holistischen ayurvedischen Konzepts ist bekanntlich ein erfüllter, achtsamer, ausbalancierter Lebenswandel mit einer typgerechten, ausgleichenden Ernährung und allem anderen, was dazu gehört. Entspannende und harmonisierende Behandlungen wie z.B. Massagen tun ihr Übriges und wenn sich mit der Zeit trotzdem Schlackenstoffe angesammelt haben, sind ayurvedische Entgiftungsmaßnahmen und Pancha Karma Kuren hervorragend geeignet, um diese degenerierenden Belastungen wieder auszuleiten. Mit anderen Worten: Es wäre vollkommen verkürzt, ayurvedische Verjüngungsmaßnahmen, auch wenn es ausschließlich um die Haut geht, auf einzelne Cremes und Kräuter zu reduzieren. Wer seine Vitalität steigert und seine Zellen schützt, indem er sich möglichst umfassend an ayurvedischen Empfehlungen orientiert, betreibt damit nämlich sicherlich nebenbei eine nicht zu unterschätzende Faltenprävention. Dennoch kann man Cremes und Rasayanas natürlich zusätzlich als gezielte Mittel einsetzen, um Elastizität, Spann- und Strahlkraft der Haut zu erhalten und zu optimieren.
Ayurvedische Formeln für die Haut
Bei den Rezepturen ayurvedischer Cremes wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die Haut nicht einfach nur von außen versorgt und in gewisser Weise von dieser Außenversorgung abhängig wird, sondern dass sie dazu angeregt wird, selbst in Balance zu bleiben.
Zudem werden Wirkstoffkombinationen gewählt, die auf alle drei Hautschichten positiv einwirken: auf die Epidermis, also die äußere Schicht, die Dermis, d.h. die darunter liegende Schicht, und sogar auf die subkutane Hautschicht. Die Wirkstoffe werden in hochwertigen Ölen gelöst, wobei man entweder ein für alle Doshas vorteilhaftes Öl wie Sesam- oder Jojobaöl oder ein auf eine spezifische Konstitution abgestimmtes Öl verwendet. Viele im Ayurveda bevorzugte Öle haben einen hohen natürlichen Gehalt an Vitamin E, dem „Hautvitamin“ schlechthin, das der Haut hilft, mehr Feuchtigkeit zu speichern, und ihre Enzymtätigkeit anregt.
Ayurvedische Cremes für die Haut beinhalten u.a. Quellen von Alpha Hydroxy-Säure wie z.B. Trauben- oder – ja, tatsächlich – Tomatenextrakt. Diese Art von Säure kann die Haut besonders gut durchdringen und beschleunigt die Zellerneuerung. Zudem kann sie im Bindegewebe günstigen Einfluss auf das Kollagen nehmen. Als Resultat wirkt die Haut frischer und glatter. Hochdosiert kann Alpha Hydroxy-Säure, die auch gegen Akne eingesetzt wird, die Haut schädigen, aber in der in ayurvedischen Cremes vorliegenden Form und Konzentration ist sie gut verträglich. Zudem schätzt man im Ayurveda die vielfältigen nützlichen Effekte von Aloe Vera für die Haut: mit natürlichem Strahlenschutz, anti-entzündlichen und feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften ist diese Pflanze für Cremes ideal. Aloe Vera wirkt geradezu heilend auf die Haut, denn sie stimuliert die Fibroblasten, wichtige Zellen des Bindegewebes, die u.a. für die Kollagenproduktion zuständig sind. Die anregende Wirkung auf die Kollagenproduktion verleiht Aloe Vera ein hohes Anti-Falten-Potenzial. Aloe-Gel wird von der Haut etwa viermal so schnell wie Wasser absorbiert, die Haut saugt die für sie so wohltuenden Substanzen also förmlich auf. Die reinigende Wirkung der Pflanze verhilft auch bei innerlicher Anwendung (nicht zu empfehlen für Schwangere), z.B. durch Einnahme von Saft, zu einem schönen Hautbild. Als zellerneuernd und verjüngend gelten im Ayurveda außerdem Tecomella (ein in der indischen Thar-Wüste wachsender Baum) und Mimosen (Mimosa pudica) sowie Lodhra-Kraut und Amalaki.
Wie auch andere Cremes enthalten ayurvedische Cremes neben den spezifisch gegen Falten vorbeugenden bzw. diese reduzierenden Bestandteilen zusätzlich z.B. entzündungshemmende und kühlende Substanzen, wie etwa roten Mohn, Sandelholz oder Süßholz. Auch hier kann die Rezeptur wieder für die verschiedenen Konstitutionstypen angepasst werden.
Einfache Hausmittel und grundsätzliche Tipps
Zugegebenermaßen lassen sich ayurvedische Cremes nicht so leicht selbst herstellen und hierzulande ist nur eine begrenzte Auswahl erhältlich (Bezugsquellentipp siehe Infobox). Aber Effekte erreichen Sie sogar schon mit einfacheren Mitteln und natürlich durch Beachtung einiger grundlegender Tipps. Grundsätzlich gilt: Immer für ausreichend Feuchtigkeitszufuhr sorgen; insbesondere, wenn Sie sich viel in klimatisierten Räumen aufhalten oder trockener Heizungsluft ausgesetzt sind. Da Sonneneinstrahlung die Hautalterung immens beschleunigt, ist es nicht nur aus gesundheitlichen Gesichtspunkten, sondern auch im Hinblick auf die Jungerhaltung der Haut wichtig, sich gebührend vor UV-Strahlen zu schützen. Ähnlich ist es mit dem Rauchen: da Nikotin oxidativen Stress auslöst, stellt es neben einer gesundheitliche Belastung auch einen alterungsbeschleunigenden Faktor dar. Und zuguterletzt: Es ist kein Märchen, dass ständiges Stirnrunzeln Stirnfalten verursacht oder verstärkt. Lachfältchen dagegen heißen unserer Meinung nach höchstwahrscheinlich so, weil sie durch ganz viel Lachen gemildert werden.
Nun aber zu den einfachen Hausrezepten: Feinere Fältchen z.B. kann man minimieren, indem man die betroffenen Hautpartien regelmäßig mit dem Strunk einer grünen Ananas einreibt (nach ca. einer Viertelstunden das Gesicht waschen). Eine Mischung aus Sahne oder naturbelassenem Joghurt, Honig und etwas Zitronensaft soll als Maske angewandt ebenfalls sehr gute Resultate erzielen, insbesondere, wenn man noch den Inhalt von zwei bis drei Vitamin E-Kapseln beimengt. Als hervorragender Faltenglätter gilt auch rohes Hühnereiweiß, dass man für einige Minuten einziehen lassen und dann gründlich abwaschen soll. Hier ist allerdings bei kleinen Verletzungen im Gesicht Vorsicht geboten: da das Eiweiß Salmonellen enthalten kann, sollte man im Zweifelsfall darauf verzichten.
Auch verschiedene Öle wie Kokosnussöl oder Olivenöl eignen sich gut zur faltenvorbeugenden/-reduzierenden Gesichtspflege. Ein ausnehmend starkes Zellerneuerungspotenzial soll Arganöl haben, das in Marokko traditionell sowohl zu kosmetischen Zwecken als auch im medizinischen Bereich und als Nahrungsergänzung angewandt wird und sich in letzter Zeit auch bei uns großer Beliebtheit erfreut.
Und ja, auch die obligatorische Gurkenmaske darf in der Reihe der Tipps nicht fehlen. Allerdings sollen Sie sich nicht ganz klischeegetreu hübsche Scheibchen auf die Augen legen, sondern die Gurken ein wenig pürieren und die Masse dann im Gesicht verteilen. Bitte beachten Sie jedoch: Die Reaktionen von Personen, die Ihnen zufällig während der Einwirkzeit über den Weg laufen, werden nicht viel anders ausfallen als bei der klassischen Gurkenmaske…
Folgendes soll der Vollständigkeit noch erwähnt werden: bevor man die pflegenden, nährenden Wirkstoffe aufträgt, ist ersteinmal eine schonende, aber gründliche Reinigung angesagt. Nur so ist die Haut wirklich gut dafür vorbereitet, die Pflegesubstanzen aufnehmen und davon profitieren zu können.
Massagen, Gesichtsyoga und ergänzende Rasayanas
Regelmäßige Pflege ist ein wichtiger Faktor für eine vitale Haut und zahlt sich langfristig aus. Auch Gesichtsyoga, ein Set aus speziellen Übungen fürs Gesicht, die der Spannkraft der Haut förderlich sind, kann einen guten Beitrag leisten (einen Buchtipp dazu finden Sie in der Infobox). Wer aber nach einem kleinen Booster sucht, der sofortige Wirkung zeigt, der sollte sich eine ayurvedische Gesichtsmassage gönnen. Nach einer solchen Massage ist das Gesicht bis in den kleinsten Muskel entspannt und das wirkt sich auch in der Optik aus.
Ein weiterer Tipp sind Rasayanas. Rasayanas sind generell Verjüngungsmittel. Sie haben jedoch einen unterschiedlichen Wirkungsbereich – es gibt Rasayanas, die sich auf das Gehirn auswirken, während andere die Verdauung fördern, den Haarwuchs unterstützen oder die Fruchtbarkeit fördern. Rasayanas für die Haut sind im Speziellen Khadira (Acacia katechu/Gerberakazie), Bakuci (Indischer Kinobaum/Psoralea corylifolia) und Haimavati (Deutsche Schwertlilie/Iris germanica). Wer sich für diese Rasayanas interessiert, sollte hinsichtlich der Bezugsquellen und Anwendungsempfehlungen einen Ayurvedatherapeuten um Rat fragen. Als allgemein den Alterungsprozess verlangsamendes Rasayana wird übrigens Knoblauch eingestuft. Wie man den Geruch wieder los wird, erklären wir vielleicht im nächsten Heft.