Die Ayurveda-Küche ist inzwischen vielen Westlern nicht mehr fremd, und jeder hat gewisse Assoziationen dazu. Doch auf welchen Prinzipien beruht sie eigentlich? Die Grundlagen der ayurvedischen Diätetik im Überblick.
Ayurveda ist in aller Munde, und viele verbinden mit dem traditionellen Medizinsystem Indiens eine vegetarische Ernährung, die vor allem aus Reis, Dal und Gemüse besteht, wie es sie beim Inder um die Ecke gibt. Und tatsächlich zählen saftig gekochte Reisgerichte, Hülsenfrüchte und fein gewürzte Gemüsecurrys zu den Lieblingsmenüs der Ayurveda-Küche. Doch Ayurveda ist mehr als eine indisch-vegetarische Diät: Es ist ein ganzheitliches Ernährungssystem, mit dem jeder Mensch seine individuell passende Ernährung für das körperliche und psycho-mentale Gleichgewicht findet und das im Krankheitsfalle als Therapie zur Heilung eingesetzt wird.
Vielfalt und Heilkraft
Eine gesunde ayurvedische Mahlzeit zeichnet sich durch möglichst große Vielfalt und gute Verträglichkeit aus. Die Zutaten werden entsprechend der individuellen Konstitution aus zwölf Nahrungsmittelgruppen ausgewählt, wobei neben Früchten, Gemüse und Getreide auch Milch oder Fleisch aufgeführt werden. Dementsprechend ist die ayurvedische Ernährung nicht automatisch mit einer vegetarischen Kost gleichzusetzen. Die klassischen Ayurveda-Schriften nennen viele Indikationen, bei denen tierische Eiweiße zu Heilzwecken eingesetzt werden können: Hühnerbrühe stärkt das Immunsystem, Ziegenfleisch heilt offene Wunden, Meeresfrüchte stärken das Herz. Und doch essen die meisten Ayurveda-Anhänger rein vegetarisch, da der Verzicht auf Fisch, Fleisch und Eier eine sehr positive Wirkung auf das psycho-mentale Gleichgewicht und auf die spirituelle Entwicklung hat.
Mehr Bekömmlichkeit durch Formen und Geschmack
Bei der Zubereitung von Nahrung empfiehlt die ayurvedische Diätetik, auf vier Formen und sechs Geschmacksrichtungen zu achten. Dies gewährleistet eine optimale Versorgung und Aufschlüsselung aller Elemente (Mahabhutas), welche für das körperliche und seelische Wohlbefinden notwendig sind.
Enthält ein Menü die vier Formen der Nahrung, so befriedigt es alle Sinne, macht lange satt und ist außerordentlich gut verträglich. Am Beispiel einer indischen Thali können wir die vier Formen essbar, trinkbar, lutschbar und kaubar gut erkennen:
- Der Reis in der Mitte und mindestens ein weich gekochtes Gemüse sind essbar.
- Die Suppe oder der flüssig gekochte Dal sind trinkbar.
- Das Dessert und das Chutney sind lutschbar.
- Das Brot und ein härteres Gemüse wie Kohl oder Bohnen sind kaubar.
Die sechs Geschmacksrichtungen (Rasa) süß, sauer, salzig, scharf, […]