In einer neuen Serie möchten wir spirituelle Konzepte kritisch unter die Lupe nehmen. Den Anfang machen die Themen Ernährung, Vegetarismus und Fasten, die, wenn starke spirituelle Konzepte hinzu kommen, eine Vielzahl an Problemen aufwerfen können
Eine richtige und vor allen Dingen eine reine Ernährung spielt in vielen spirituellen Traditionen eine zentrale Rolle. So verkündet zum Beispiel Swami Sivananda in einem seiner Kochbücher: „Die Reinheit der Nahrung bewirkt die Reinigung unserer innersten Natur.“ Auch andere spirituelle Lehrer der Gegenwart sowie viele der zentralen spirituellen Schriften aus dem Yoga oder dem Ayurveda lehren, dass eine gesunde, sogenannte „sattvische“ Ernährung von Nöten ist für den spirituellen Weg. Gemeint ist eine Ernährungsweise, die für die Herstellung bzw. Erhaltung eines ruhigen Geistes sorgt, den Körper nicht mit Schadstoffen belastet und leicht verdaulich ist, um Energievergeudung zu vermeiden. Denn erst mit einem ruhigen Geist kann der Mensch sich auf das Wesentliche, das Sein hinter allem, konzentrieren und in ihm aufgehen.
Zu sattvischen Ernährung zählt im Sinne der Bhagavad Gita 17-8 alles, „was Leben, Sein, Gesundheit, Kraft, Glück und Freude vermehren kann, schmackhafte, milde, feste Speise (…)“ D.h., sattvisch ist alles Leichte, Wohlbekömmliche, Reine und Lichte. Hierzu gehören frisches Obst und Gemüse, Vollgetreide, Nüsse, Milch, Käse und Samen.“ Vermeiden sollte man hingegen alles „Tamasische“, das heißt im Sinne der Bhagavad-Gita 17,10 „was abgestanden, unschmackhaft, stinkend und schon verdorben ist, Reste und Unreines.“ Gemeint ist alles Dunkle, Träge und Schwere, alles Schwerverdauliche, Zerkochte und Denaturierte, wie zum Beispiel: Fleisch, Fisch, Eier und Lebensmitteln in Konserven, fermentierte, angebrannte, gebratene, mehrfach aufgewärmte Lebensmittel sowie auch Alkohol und Drogen. Ebenso sollte man darauf achten, dass man nicht zu viel so genannte „rajasische“ Nahrung zu sich nimmt. So heißt es in der Bhagavad-Gita 17,9 „scharf, sauer, salzig, allzu heiß, streng, unmilde, brennender Art, alles was anregt, aufpeitscht und unruhig macht. Dazu zählen: Zwiebeln, Knoblauch, Kaffee, Tee, Tabak, stark gewürzte und gesalzene Speisen sowie Fertiggerichte und Snacks, raffinierter Zucker, Limonaden und Schokolade. Zu vermeiden ist tamasische Nahrung, weil der Mensch nach Ansicht des Yoga dadurch träge, faul und lethargisch wird. Und rajasische Nahrungsmittel haben zur Folge, dass der Geist unruhig wird und der Mensch zu hyperaktiven Handlungen neigt. Auch weckt diese Nahrung nach streng yogischer Sicht „animalische“ Leidenschaften und stört das Gleichgewicht von […]