Die moderne Lebensmittelindustrie und unsere Lebensumstände sorgen für deutlich andere Bedingungen, als sie während der Entstehung der yogischen Ernährungslehre herrschten. Woran können wir uns heute orientieren?
Im Ayurveda und im Yoga wird auf den Leitsatz „Du bist, was du isst und was du verdauen kannst“ Bezug genommen. Ich empfinde nicht nur deshalb ein „yogisches Ernährungskonzept“ heute als aktueller denn je! Mit dem Wissen um die eigene Konstitution und die besonderen Umstände, denen ein Yogi heute ausgesetzt ist, kann die eigene Ernährung optimal gestaltet werden. Eine typgerechte Ernährung beugt Störungen vor, wie z.B. Muskelverspannungen, Schlafproblemen, Irritation von Haut und Haaren, Beeinträchtigung der Sinnesorgane, der Verdauung etc. „Lass deine Nahrung deine Medizin sein“, sagte schon Hippokrates. Bewusst einzukaufen und ebenso bewusst zu essen, ist ein wichtiger Faktor der yogischen Ernährung geworden.
Unsere Nahrungsmittel dienen heute immer weniger der Ernährung auf allen Ebenen, da die Lebensmittelindustrie hauptsächlich Profitmaximierung im Blick hat und den eigentlichen Sinn der Ernährung aus dem Blick verloren hat.
Die richtige Nahrung ausfindig machen – unter heutigen Bedingungen keine leichte Aufgabe
Auf einem Flug von Zürich nach Delhi sah ich rein zufällig den Film „More than Honey“ (Teil 1). Eine Stelle im Film, die mir besonders in Erinnerung blieb, ist der bemerkenswerte ritualistische Tanz, den die Bienen aufführen, um anderen Bienen den Weg zu qualitativ hochwertigem Essen aufzuzeigen und um auf die Gefahren hinzuweisen, die eventuell auf diesem Weg lauern könnten. Seither ging es mir nicht aus dem Kopf, dass wir Menschen ja gar keinen aufwendigen Tanz erlernen müssen, um gute Nahrung zu finden, sondern auf simpelste Weise unsere Sinnesorgane dazu einsetzen können, gute Nahrung zu identifizieren. Allerdings stellt sich die Frage, wie glaubhaft der zum Teil extravagante „Tanz“ ist, den die Lebensmittelindustrie aufführt, um uns anzulocken, wie er auf uns wirkt und ob wir uns dabei überhaupt auf unsere Sinnesorgane verlassen können.
Ein moderner Yogi ist heute einer wesentlich größeren Sinnesüberflutung ausgesetzt, als es noch vor zwei Jahrzehnten der Fall war, und seine Hauptaufgabe besteht darin, die Sinne unter Kontrolle zu halten. Benötigen wir etwa einen Extra-Sinn oder doch ein geheimes Ritual, damit wir einen gesunden Lebensweg erhalten und diesen dann auch unseren Mitmenschen und Nachkömmlingen aufzeigen […]