Überall beginnt es jetzt schon herrlich zu sprießen und zu blühen. Hier im Allgäu strahlen die ersten Felder in leuchtendem Löwenzahn-Gelb. Egal, wohin man blickt, in jedem Winkel tasten sich erste Blüten und Knospen hervor und verkünden: Es ist Frühling! Die Natur ist darüber so aus dem Häuschen, dass sie uns so richtig verwöhnt – mit vielen köstlichen Leckerbissen und wirkungsvollen Gesundmachern. So unterstützen die Frühlingskräuter unseren Körper dabei, allen Ballast vom Winter loszuwerden und den Stoffwechsel wieder ordentlich in Schwung zu bringen. Und Pflanzen wie Bärlauch, Löwenzahn, Brennessel oder Giersch bringen nicht nur viel Geschmack auf den Teller, sondern auch jede Menge vitalisierende Nährstoffe.
Wir stellen dir heute drei Wildkräuter vor, die du jetzt überall findest und die es sich zu sammeln lohnt. Wir setzen voraus, dass du dich dabei an die wichtigsten Regeln für achtsames Wildkräuter-Sammeln hältst.
Drei gesunde Frühlingsboten
Die Hustenstillende: Schlüsselblume
Gleich nach der Schneeschmelze blitzt überall dieses gelbe Blümchen hervor. Es signalisiert Aufbruch und zeigt an, dass der Frühling da ist. Sein Name – Primula veris – bedeutet „die Erste des Frühlings“.
Die Blüten sind ein angenehmes Mittel gegen Verschleimung und eignen sich für eine Husten-Teemischung. Besonders bewährt hat sich die Schlüsselblume bei einer sich hinziehenden Bronchitis und bei „Altershusten“, der mit einer Herzschwäche einhergeht.
Rezepte & Tipps
Für einen Tee übergießt man einen Teelöffel Schlüsselblumenblüten mit kochendem Wasser. Dann fünf Minuten ziehen lassen, mit Honig verfeinern und mehrmals täglich trinken.
Für eine Tinktur legt man die Blüten in 25 %-igem Alkohol ein, weil sich die schleimlösenden Saponine nur mit gewässertem Alkohol gut ausziehen lassen. Der Auszug ist nach 4 Wochen fertig. 4x täglich 20 Tropfen pur oder mit Wasser einnehmen.
Achtung: Schlüsselblumen sind geschützt! Daher nur im eigenen Garten sammeln.
Die zart Reinigende: Gundelrebe
Dieses Pflänzchen säumt Zäune, Hecken und Wege. Sobald sich die blauen, blasslila oder weißen Blüten entfalten, kann die Gundelrebe gesammelt werden. Sie hat einen festen Platz in der mitteleuropäischen Heilpflanzengeschichte und war z.B. Bestandteil der reinigenden Frühlingskräutersuppen. Die Gundelrebe gilt als wichtiges Reinigungs-, Entschlackungs- und Entwurmungsmittel. „Gund“ heißt so viel wie „Eiter“, von dem sie ebenfalls befreien soll.
Rezepte & Tipps
Für einen entzündungshemmenden Tee wird ein Teelöffel getrocknete oder ein Esslöffel frische gundelrebe mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergossen und 5 Minuten ausgezogen.
Für ein schmerzlinderndes Vollbad braucht man einen Absud von etwa 100 g getrockneter Gundelrebe.
Ein Milchauszug der frischen Pflanze, mit Honig getrunken, soll helfen, wenn Erkältungsviren im Anflug sind.
Feinschmecker tauchen das frische Kraut in Bitterschokolade, bevor sie es essen.
Der Aromareiche: Giersch
Giersch gilt als Unkraut, das man nicht ausrotten kann. Gottseidank! Denn der Giersch ist ein wahrer Leckerbissen. Er schmeckt würzig, aromatisch, karottenartig und ist aus der Frühlings-Wildkräuterküche nicht wegzudenken.
Die Volksheilkunde lobt den Giersch bei Gicht, Rheuma und Arthritis. Er soll entgiftend, krampflösend und blutreinigend wirken. Auch bei Insektenstichen kann das frische Kraut aufgelegt werden.
Rezepte & Tipps
Giersch passt hervorragend in die Neun-Kräuter-Suppe, die traditionell zur Reinigung und Vitalisierung im Frühling gekocht wird. Die Zutaten variieren, es passen neben dem Giersch z.B. Gundelrebe, Gänseblümchen, Brennessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Wegeriche hinein.
Mit Salz und Öl zerkleinert lässt sich aus frischen, zarten Gierschblättern eine herrliche Kräuterpaste anfertigen. In Schaubgläser abgefüllt und mit Öl abgedeckt hält sie ähnlich wie Pesto und kann zum Würzen oder als Aufstrich für Kräuterbrote verwendet werden.
Alle Infos, Rezepte & Tipps aus:
Karin Buchart/Miriam Wiegele: Die Natur-Apotheke – das überlieferte und neue Wissen über unsere Heilpflanzen, Servus bei Benevento Publishing 2016, EUR 24,95, ISBN: 978-3710400834
Illustrationen: Andreas Leitner