Die Ernährung spielt im Yoga eine wichtige Rolle. Gesund sollte sie sein. Körper und Geist gleichermaßen nähren und reinigen. Die Haltung, mit der wir essen, ist aber mindestens genauso wichtig, wie die Qualität der Nahrungsmittel.
Ein paar inspirierende Anregungen und Kurzmeditationen aus der Feder des bekannten Zen-Meisters Thich Nhat Hanh zeigen dir, wie du mehr Bewusstheit, Freude und verantwortliches Handeln in alle Bereiche des Essens bringen kannst – vom Einkaufen über die Zubereitung bis hin zum Geschirrspülen.
Von Nichts kommt Nichts
Schon bei wenig Achtsamkeit lässt sich erkennen, woher dein Brot kommt. Es zeigt dir, dass wir alle miteinander verbunden sind und einander brauchen, um satt und glücklich zu werden.
Mach dir bei deiner nächsten Mahlzeit bewusst, woher die Lebensmittel kommen, die auf deinem Teller liegen: Sie kommen von den Getreidefeldern aus deiner Region, vielleicht aber auch aus Asien. Die Zutaten wurden von Menschen geerntet, verarbeitet und so zubereitet, dass du sie in einem Laden kaufen konntest. Mach dir einmal bewusst wer alles daran beteiligt war: Maschinenbauer, die Dreschmaschinen entwickelt haben. Der Bauer, der gesät und geerntet hat. Ingenieure und Arbeiter, die Autos gebaut haben, damit das Getreide an die Geschäfte geliefert werden konnte usw. Die Sonne, der Wind und der Regen, den es braucht, damit die Saat aufgehen und wachsen konnte. Der ganze Kosmos ist zusammengekommen, damit du heute diese Mahlzeit zu dir nehmen kannst.
Nimm dir vor deiner Mahlzeit 1-2 Minuten Zeit, um dieses Bewusstsein da sein zu lassen. Das Essen wird dir dann bestimmt noch viel besser schmecken!
Jeder gefüllte Löffel enthält das Universum
Mach dir bewusst, dass die Nahrung auf dem Löffel das Geschenk des gesamten Universums an dich ist. Erde und Himmel haben zusammengewirkt, um dir diesen Löffel zu ermöglichen. Das erkennst du in nur zwei Sekunden, in denen du ganz bewusst ein- und ausatmest. Halte dieses Bewusstsein auch, während du kaust: In jedem Bissen ist das ganze Universum enthalten!
Wie viel ist genug?
Du musst gar nicht so viel essen, um dich genährt zu fühlen. Wenn du jeden Bissen mit Achtsamkeit langsam und oft kaust und genießt, wirst du nicht nur schneller satt – sondern auch gleichzeitig erfüllt von einem Gefühl des Friedens und des Glücks.
Bau dir einen Küchenaltar
Ein kleiner Altar in deiner Küche kann dich daran erinnern, achtsam zu bleiben. Bereits ein kleines Brettchen reicht schon, um das Räucherstäbchen zu halten. Eine kleine Vase, das Foto eines Lehrers oder eine Buddha-Statue – was auch immer für dich persönlich von Bedeutung ist, kann dir als Erinnerung dienen. Zünde voller Achtsamkeit das Räucherstäbchen an, bevor du mit dem Kochen beginnst oder atme einmal bewusst ein und aus, bevor du das Gemüse wäscht und schneidest. Dies alles reicht schon, um deine Küche zu einer Meditationshalle oder einem kleinen Tempel der Achtsamkeit und des Friedens zu machen.
Die leere Schale betrachten
Meine Schale, noch ist sie leer,
wird bald mit kostbarem Essen gefüllt sein.
Überall auf der Erde kämpfen Wesen um ihr Überleben.
Wie glücklich können wir uns schätzen,
genügend zu essen zu haben.
Viele Menschen auf dieser Erde wissen, dass ihre leere Schale auch in den nächsten Wochen leer bleiben wird. Zu wissen, dass es viele Menschen gibt, die hungern, sollte uns mit Dank erfüllen, dass wir selbst etwas zu essen haben. Und es sollte uns dazu motivieren, Wege zu finden, um jenen Menschen zu helfen, die Hunger leiden.
Das Mahl beenden
Meine Schale ist leer.
Mein Hunger ist gestillt.
Ich gelobe, für das Wohl aller Lebewesen zu leben.
Steh nicht unmittelbar nach dem Essen auf, um zur Arbeit zurückzukehren, sondern verweile noch einen Moment und sei dankbar dafür, dass du jetzt satt bist. Ein dankbares und friedvolles Leben ist das größte Geschenk für die Welt und die nächste Generation.
Zum Weiterlesen:
Einfach Essen. Thich Nhat Hanh. O.W. Barth 2016, EUR 8,00, ISBN: 978-3-426-29249-5