Proteine und Aminosäuren: Eiweiße fristen in der Ernährungslehre ein Schattendasein – obwohl wir sie dringend zum Leben brauchen.
Der Begriff klingt nicht gerade sexy: Eiweiße, oder auch Proteine. Dabei sind sie der Stoff, aus dem wir gemacht sind. Bänder, Sehnen, Muskeln, Organe, Zellen – alle bestehen im Grunde aus einer fast unendlichen Vielfalt von Eiweißverbindungen. Diese wiederum sind aus Aminosäuren zusammengesetzt, und zwar beim Menschen aus nur 21 verschiedenen. Diese 21 Aminosäuren reichen aus, um die vielen tausend Strukturproteine der Knochen und des Gewebes zu bilden, in Hormonen, Enzymen und Vitaminen die Biochemie im Körper zu regeln, im Blut als Transportproteine (Hämoglobin) Sauerstoff und Nährstoffe durch den Körper zu transportieren, im Immunsystem Antikörper aufzubauen und als Puffer den pH-Wert stabil zu halten. Und wenn dann noch welche übrig sind, können sie bei Bedarf (z.B. bei Kohlenhydratmangel) auch noch zur Energieproduktion herangezogen werden. Ohne Aminosäuren läuft also gar nichts!
Umso erstaunlicher, wie wenig Beachtung sie bisher in der Medizin und der Heilkunst erfahren. Selbst in der Alternativ- und Komplementärmedizin beginnt sich erst langsam die Erkenntnis durchzusetzen, dass der Aminosäurestatus genauso wichtig ist wie derjenige von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Die Ignoranz liegt aber vermutlich auch daran, dass das ganze Thema reichlich kompliziert und noch vieles unverstanden ist.
Die Notwendigkeit, die richtigen Aminosäuren in ausreichender Menge aufzunehmen, kann kaum überschätzt werden. Denn schon wenn eine von ihnen defizitär ist, entsteht daraus eine Kaskade weiterer Mängel.
Die Essenziellen
Dabei geht es besonders um die acht der 21 Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann, weshalb sie „essenziell“ genannt werden. Dass man schon nach 40 bis 60 Tagen verhungern kann, liegt wesentlich auch daran, dass diese essenziellen Aminosäuren (EsAS) fehlen. Auch der in der Ernährungswissenschaft bisweilen verwendete Begriff „biologische Wertigkeit“ ist mit den EsAS verknüpft. Der Wert beschreibt, wie ähnlich das Aminosäuremuster eines Nahrungsproteins den körpereigenen Proteinen ist. Denn die Aminosäuren müssen zuerst im Zuge der Verdauungsprozesse aus den Nahrungsproteinen extrahiert werden, um sie dann wieder neu zu den spezifischen körpereigenen Proteinen zusammenzusetzen. Es leuchtet ein, dass diese Umbauprozesse einfacher und energieeffizienter sind, wenn das Ausgangsmaterial schon weitgehend passt. Was nicht gebraucht wurde, bleibt übrig: Zurück bleiben lauter Stickstoffabfälle. Glücklicherweise haben wir einen […]