Ein Virus zwingt die Welt zum Innehalten. Das ist vielleicht gar nicht mal so verkehrt. Eine gute Möglichkeit, dass wir diese Zeit nutzen, um wieder mehr zu uns selbst zu finden. Hier findest du ein paar Tipps, die dich darin unterstützen könnten.
Unser aller Leben ist außer Kontrolle. Und das zu einer Zeit, in der wir meinen, alles mit Geld, Technologie und Wissenschaft kontrollieren und kaufen zu können. Wir sind gepolt darauf, alles sofort zu bekommen und tun zu können, was wir wollen: Wir jetten zu Billigstpreisen in Flugzeugen um die Welt und bewegen uns im virtuellen Raum rund um die Uhr weit über die Grenzen unseres Körpers und unserer eigenen Länder hinaus. Wir können jederzeit überall etwas essen und trinken. Ausgehen wohin wir wollen und das Leben in vollen Zügen genießen. Dabei ging es primär ums eigene Vergnügen. Um das Wohl der Erde hat sich dabei kaum einer gekümmert.
Aber mit diesem freien Leben ist jetzt erst mal Schluss. Zumindest für die nächsten Wochen. Möglicherweise aber auch Monate. Wer weiß es schon. Regeln, Strukturen und Vorgaben, all das, was den meisten Menschen einen Sinn im Leben gab und ein Gefühl von Sicherheit vermittelte, bricht seit einigen Tagen im Außen weg. Dem Virus Corona gelingt etwas, was zuvor noch niemandem geglückt ist: In kürzester Zeit schließen Kirchen, machen Landesgrenzen dicht, Yogastudios und Kinos zu und Firmen ebenfalls. Urlauber werden zurückgepfiffen oder können das Land, in dem sie sich derzeit aufhalten nicht mehr verlassen. Und mit jeder Türe, die geschlossen wird, nimmt die Angst im Innern zu. Bei dem einen ist es die Angst, angesteckt zu werden und an dem Virus zu sterben. Bei anderen ist es die Angst vor Kontrollverlust, wieder andere haben Angst um ihre Existenz. Und wieder andere befürchten, sich den Hintern nicht abputzen zu können.
Unterschiedliche Sichtweisen
Der Virus macht deutlich, dass alles relativ ist. So wie der Umgang mit dem Virus unterschiedlich ist, so hat auch jeder seine eigene Sicht darauf. Die einen beschwören das Virus als Akt der Götter aus dem Himalaja, um die Menschen zur Besinnung zu zwingen. Andere sehen darin politische Machenschaften und wieder andere glauben, dass es sich dabei um einen ganz normalen Grippevirus handelt, den es bereits seit vielen Jahren gibt und der nur für einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung lebensbedrohlich ist.
Worin man sich hingegen einig ist, dass wir nicht immun gegen das Virus sind und seine Verbreitung so schnell ist, dass er zu einer Pandemie geworden ist. Ihr Höhepunkt ist vielen Medien nach noch nicht erreicht. Das Ziel der rigorosen Maßnahmen wie die Schließung vieler Einrichtungen ist, die Übertragung weitmöglichst zu reduzieren bzw. zu bremsen. Sonst kollabierten das gesamte Gesundheitssystem und Menschen, die daran schwer erkrankt sind, kann nicht mehr geholfen werden.
Experten sind der Meinung, dass die einzige Möglichkeit den Virus zu stoppen darin besteht, soziale Kontakte zu meiden und nach Möglichkeit so lange zu Hause zu bleiben, bis die Gefahr gebannt ist. Wie lange wir in diesem Ausnahmezustand leben werden, ist derzeit noch unklar. Die Ereignisse überschlagen sich und mittlerweile ist Deutschland lahmgelegt.
Nichts geht mehr
Aber wer bleibt schon gerne unfreiwillig zu Hause? Wir müssen in den eigenen vier Wänden bleiben, weil Großveranstaltungen ausfallen, Yogafestivals abgesagt werden und Unis, Schulen, Freizeiteinrichtungen und öffentliche Hotspots schließen. Kleine und große Unternehmen stehen plötzlich mit dem Rücken zur Wand und Selbstständige zittern um ihre Existenz. Unter solchen Umständen ist es gar nicht so leicht, die eigenen vier Wände zu genießen und mal nichts zu tun.
Nichts tun
Nichts zu tun ist für die meisten sowieso per se ein Fremdwort. Schließlich sind wir eine Gesellschaft des Machens und des Tuns. Ja selbst Yoga ist in den letzten Jahrzehnten zu einem primär körperlichen Training mutiert. Corona zwingt uns jetzt, eine andere Art Yoga zu praktizieren. Und zwar Yoga im Sinne des Patanjali: Die Aktivitäten des Geistes zur Ruhe zu bringen. Damit gemeint ist jenes Yoga, das sich nicht von äußerlichen Aktivitäten ablenken lässt, sondern in sich selbst ruht: in den eigenen vier Wänden, auf der eigenen Yogamatte, im eigenen Geist.
Gar nicht so leicht, oder?!
Aber genau dazu zwingt uns der Corona-Virus. Wenn wir die Zeit nutzen, um in den nächsten Wochen einmal innezuhalten, zu meditieren und Yoga nur für uns selbst zu praktizieren, dann werden wir wahrscheinlich erfahren, dass das wahre Glück nicht im ewigen Machen und Tun zu finden ist, sondern tatsächlich darin, still zu werden. Werden wir still, können wir auch mit dem Teil in uns in Kontakt kommen, der von keinem Virus zerstört werden kann: unserem Wesenskern, unserem Atman. Wenn es uns in dieser Zeit also gelingt, uns nicht rund um die Uhr wie paralysierte Hasen Dokumentationen und Nachrichtensendungen über den Virus anzusehen, können wir mit eben diesem Kern in Kontakt kommen.
Wie genau du diese Wochen nutzen kannst, um mehr zu dir zu kommen, erfährst du hier.
Tipps für mehr Gelassenheit in Zeiten des Coronavirus
Entwickle Besonnenheit
Da zahlreiche Fake News rund um den Virus kursieren und immer mehr Menschen in Deutschland in Panik verfallen, ist gerade jetzt Besonnenheit geraten. Informiere dich sachlich über den Virus und lass dich nicht von der Hysterie anstecken. Besonders empfehlenswert ist zum Beispiel der Beitrag von Dr. Wolfang Wodarg.
Bleib ruhig
Der vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh empfiehlt uns, besonders in solchen Zeiten Gelassenheit und Ruhe zu entwickeln, in denen allgemeine Unruhe herrscht. Er verwendete das Bild eines Bootes. Er meinte, dass wenn in einem Boot nur ein einziger Mensch Ruhe bewahrt, so ist dieser in der Lage, auch alle anderen Menschen zu beruhigen. Und da wir gerade in einem Boot sitzen, tun wir gut daran, so entspannt wie möglich zu bleiben.
Nimm eine Haltungsänderung vor
Anstatt stundenlang durchs Internet zu surfen und sich Berichte über das Ausmaß des Virus etc. anzusehen, ist es möglicherweise heilvoller, in die Stille zu gehen und Gefühlen wie Angst und Sorge keinen Raum zu geben. Diese Krise ist für uns alle eine große Herausforderung, und wir tun gut daran, unsere Geisteshaltung zu überprüfen, mit der wir gerade durch den Tag gehen.
Besonders hilfreich sind jetzt folgende Übungen:
Beobachte dich mit Distanz
Wenn wir uns selbst und die Situation aus einer achtsamen Haltung heraus beobachten, das heißt offen und wertfrei, geraten wir nicht so schnell in Panik. Stattdessen konzentrieren wir uns auf den gegenwärtigen Moment und betrachten die Situation wertfrei, objektiv und offen. Wir tun, was zu tun ist, ohne uns in Panik-Geschichten zu verlieren.
Praktizier die Meditation des Mitgefühls
Wir können diese Zeit besonders nutzen, um all den Menschen unser Mitgefühl zu schicken, die betroffen sind oder von dem Virus bedroht sind. Das sind besonders ältere und kranke Menschen. Hierfür bietet sich besonders die Metta-Meditation an.
Du kannst hierfür folgende Sätze verwenden:
Mögen alle Wesen frei sein von Angst, Sorgen und anderen Hindernissen
Mögen alle Wesen frei sein von dieser Krankheit.
Mögen alle Wesen glücklich sein. Mögen alle Wesen frei sein von Leid.
Solltest du einen Menschen kennen, der akut an dem Virus erkrankt ist, kannst du auch sagen:
„Möge … frei sein von diesem Virus“.
Lebe aktiv Verbundenheit
Jetzt ist auch eine gute Gelegenheit, um Karma Yoga zu praktizieren und um dich zu fragen: Welche Menschen in meiner Umgebung sind alt oder krank und benötigen meine Hilfe? Wen kann ich unterstützen? Für wen kann ich einkaufen gehen? Welcher Mensch lebt alleine und ist möglicherweise in Quarantäne und würde sich über einen Anruf freuen?
Kultiviere Weisheit
Der buddhistische Lehrer Yongey Mingyur Rinpoche und viele andere spirituelle Lehrer laden uns ein, die jetzige Situation als einen Wachstumsprozess zu betrachten. Wir können lernen, unsere Ängste zu transformieren, in dem wir das Auf und Ab des Lebens akzeptieren und die Vergänglichkeit von allem annehmen.
Frage dich deshalb immer wieder:
- „Welche Wachstumsmöglichkeit bietet mir diese Krise?“
- „Was kann ich persönlich aus der jetzigen Situation lernen?“
- „Welchen Beitrag kann ich persönlich leisten, sodass wir diese Krise möglichst bald überwinden?“
Und natürlich bietet es sich an, jetzt die unterschiedlichen Atemübungen und Mediationen zu machen, die wir hier auf unserem Blog anbieten. Sie alle führen dich zurück in deine Mitte und helfen dir dabei, so souverän und entspannt wie möglich mit dieser Situation umzugehen.
Wirklich sehr schöne Tipps und Ratschläge, jedoch auf ein Video von Dr. Wodarg zu verweisen ist schlichtweg keine gute Idee und ich finde es schade, dass nicht besser recherchiert wurde. Die Aussagen von ihm sind komplett falsch. Er vermischt Realität mit Spekulation. Die Klinken in Italien sind nicht voll, weil auf einmal viel getestet worden ist, und die Leute Panik haben. Sie sind voll, weil dort Menschen liegen, die keine Luft bekommen und beatment werden müssen, das ist einfach ein Fakt. Bisher haben die normalen Grippewellen ja nicht zu einer Überfüllung der italienischen Krankenhäuser geführt.
In Deutschland ist das Gesundheitssystem ebenfalls bereits überlastet, dies kommt nicht von ungefähr…
Selbstloses Handeln ist mehr denn je enorm wichtig, weshalb man Verantwortung für seine verletzlichen Mitmenschen übernehmen und sich zurückziehen sollte.
Liebe Nicky, mir ging es absolut ähnlich. Ich finde den Artikel sehr gut und total inspirierend in diesen schwierigen Tagen. Vielen Dank dafür. Es ist wichtig, in dieser Zeit auch psychisch gesund zu bleiben und sich nicht in der allgegenwärtigen Hysterie zu verlieren. Einzig der Verweis auf Herrn Dr. Wodarg hat leider einen sehr bitteren Beigeschmack und stößt beim Lesen negativ auf. Schade. Seine Aussagen verunsichern zusätzlich und helfen in keiner Weise. Zudem die Fakten aktuell eine andere eindeutige Antwort geben.