Der Sommer ist vorbei, die Temperaturen gehen zurück und die heiße Jahreszeit hat ein Ende. Mit dem Wechsel der Jahreszeit wird sich vielleicht auch deine Ernährung wieder verändern und das Herbstgemüse entsprechend etwas schwerer zu verdauen sein. Dies ist ein guter Anlass, sich wieder einmal der Bedeutung eines gut funktionierenden Verdauungsfeuers bewusst zu machen, das im Ayurveda eine ganz zentrale Rolle spielt.
Dein Verdauungsfeuer, das sogenannte Agni, unterstützt dich maßgeblich dabei, die Nahrung zu verbrennen und sie in Nährstoffe und Abfallstoffe zu verwandeln. So wie bei einem echten Feuer kommt es auch hier zur Umwandlung von Energie. Und so wie ein echtes Feuer Holz verbrennt, verbrennt das Agni die Speisen. Dieses Feuer kann nach Lebensweise und Konstitution eines Menschen sehr unterschiedlich sein. Bei dem einen ist es groß, bei einem anderen klein. Mal ist es beständig, mal ist es wechselhaft. Unser individueller Stoffwechsel wird von der Qualität und Beschaffenheit unseres Verdauungsfeuers bestimmt und hat einen wesentlichen Einfluss auf die Ernährungsempfehlungen, die Ayurveda dazu ausspricht.
Verschiedene Typen, unterschiedliche Feuer
Agni, das von Pitta produziert wird, hat seinen Hauptsitz im Oberbauch und in der Leber, ist aber auch gleichzeitig in jeder Zelle vorhanden. Da es für sämtliche Lebensfunktionen unentbehrlich ist, ist es nach dem Ayurveda essenziell wichtig, bewusst damit umzugehen. Es heißt sogar, es zu hüten wie das „Ewige Licht“ an einem Altar. Es ist für alle Stoffwechselprozesse von größter Bedeutung, da es aufgenommene Speisen aufschlüsselt und Krankheitserreger verbrennt. Wie gut das eigene Agni funktioniert, hängt wiederum von der jeweiligen Konstitution und der Balance der drei Doshas ab. Menschen mit einer Vata-Dominanz haben meist ein labiles und schwankendes Agni. Pitta-Typen weisen eher ein sehr starkes und oft überhitztes Verdauungsfeuer auf und Kapha-Typen haben ein kleines und eher stabiles Agni.
Gutes und schlechtes Agni
Funktioniert dein Agni gut, stehen dem Körper alle Nährstoffe zur Verfügung, und entsprechend werden auch alle Giftstoffe ausgeschieden. Dadurch befindet sich dein Körper in Balance und der Geist ist klar, was sich auch in deinem äußeren Erscheinungsbild bemerkbar machen wird. Ist dein Agni allerdings geschwächt, passieren selbst die edelsten Nährstoffe deinen Verdauungstrakt fast ungenutzt und führen unter anderem zu Problemen bei der Verdauung, zu Blähungen, geistiger Trägheit, Müdigkeit und einer schlechten Haut.
Wenn dein Agni schlecht funktioniert, kommt es zu der toxischen Ablagerung von Schlacken. Diese Schlacken werden als Ama bezeichnet, was so viel wie „ungekocht“ bedeutet. Das heißt, dass das Verdauungsfeuer zu schwach oder zu klein ist, um die Nahrungsmittel vollständig zu verbrennen. Ähnlich wie kleine Kohlestückchen, die von einem Feuer nicht richtig verbrannt wurden, so bleibt auch das Ama im Körper, lagert sich im Körpergewebe sowie in den Gelenken ab und verschlackt deinen Körper. Zur Bildung von Ama kommt es besonders dann, wenn das Verdauungssystem mit unreiner Nahrung, viel Nahrung und schwerer Nahrung belastet wird und die Nahrung zum falschen Zeitpunkt aufgenommen wird.
Die Ursache von Krankheiten
Neben einem Ungleichgewicht der Doshas wird die Ansammlung von Ama ebenfalls als eine Ursache von Krankheiten betrachtet. Im Ayurveda unterscheidet man hier auch genau zwischen Krankheiten mit Ama und Krankheiten ohne Ama. Krankheiten, die auf Ama zurückzuführen sind, lassen sich durch eine Agni anregende Diät wirkungsvoll therapieren. Hierzu zählen zum Beispiel Krankheiten wie Akne, Darmpilz oder Rheuma. Wird eine Krankheit hingegen durch eine Dosha-Störung hervorgerufen, so sind Ausleitungsverfahren und manuelle Therapien von Nöten, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich einer professionellen ayurvedischen Konstitutionsbestimmung und Beratung eines Ayurvedaarztes zu unterziehen.
Trotzdem gibt es natürlich einige allgemeingültige Empfehlungen, die dich darin unterstützen können, dein Agni zu stärken bzw. auszugleichen. Hierzu zählen:
Ingwertee
- Wenn du morgens nach dem Aufstehen ein bis zwei Tassen Ingwerwasser trinkst, wird dein Agni schön angefeuert und sorgt dafür, dass alle Nahrungsmittel genutzt werden.
- Über den Vormittag verteilt ist es ratsam, immer wieder ein heißes Glas Ingwerwasser zu trinken, um dein Agni zu stärken.
Kleine Mahlzeiten
- Nimm kleine Mahlzeiten zu dir und kaue jeden Bissen sorgfältig und achtsam. Lass dir Zeit und schlinge die Speisen nicht hinunter.
- Verzichte besonders am Abend auf schwere und reichhaltige Mahlzeiten und achte darauf, dass diese gut verdaulich sind.
- Achte darauf, dass du während des Essens nichts trinkst. Dadurch vermeidest du, dass das Verdauungsfeuer „gelöscht“ wird. Idealerweise solltest du eine halbe Stunde vor und nach dem Essen nichts trinken. So kann die Nahrung am besten verbrannt werden.
Fastentage
- Lege einmal pro Woche oder pro Monat einen Fastentag ein. Nutze diesen Tag, um dein Verdauungssystem zu entlasten. Dadurch kann dein Feuer wieder Luft bekommen und die Verarbeitung der Speisen unterstützen.
Imagination
- Visualisiere dein Verdauungsfeuer und stelle dir vor, dass du ein kraftvolles Agni hast. Imaginationen wirken.