In Liebe annehmen, was war: bei Familienaufstellungen tritt man in Kontakt mit einem zeit- und raumlosen Energiefeld, welches Versöhnung und Heilung ermöglicht
Annas Ehescheidung hatte sie in eine tiefe Lebenskrise geführt. Es war nicht nur die Trennung von ihrem Partner, mit dem sie die vergangenen 20 Jahre verbracht hatte und der in der Mitte seines Lebens meinte, sich ohne Frau und Kinder besser verwirklichen zu können. Es war vor allem der Schmerz über das Scheitern der Idealvorstellung, ihren Kindern ein intaktes Familiennest für ihr Heranwachsen bieten zu können.
Mit eigenem therapeutisch-beruflichem Hintergrund war es ihr wichtig, dass ihr Sohn, der einen Vater als Vorbild brauchte, und ihre Tochter, die fast schon übersensitiv war, die psychischen Auswirkungen der Trennung verkraften würden. Um sich Klarheit über die eigenen Verwicklungen zu verschaffen und zu wissen, was sie noch tun könnte, und vor allem um sich aus den sich wiederholenden Gedankenmustern befreien zu können, besuchte Anna ein Wochenendseminar, das sich „Bewegung der Seele“ nannte. Der Titel des Seminars hatte sie sanft erreicht und sie fühlte sich, ohne genau zu wissen warum, gefühlsmäßig angesprochen. Der Untertitel „phänomenologisch-systemische Aufstellungsarbeit“ ließ sie eher vorsichtig werden. Was „phänomenologisch-systemisch“ bedeutete wusste sie vorerst noch nicht. Und zwei Erfahrungen mit Aufstellungen in anderen Seminaren erzeugten in ihr eine eher kritische Haltung. In ihrer eigenen therapeutischen Ausbildung auf Zurückhaltung und empathische Einfühlung geschult, wirkten die direktiv, manchmal fast stereotyp wirkenden Sätze, die ihr bei den beiden Aufstellungserfahrungen begegnet waren, befremdlich und übergriffig.
Als ihr von einer Therapeutin gesagt wurde, ihre Mutter sei eifersüchtig gewesen auf sie und sie wisse ja nicht, wie Frauen sein könnten, war Anna klar, dass dies nicht die Herangehensweise sei, die sie gut finden konnte. Vor allem weil sie ihre eigene Mutter als mitfühlende, nährende Mutter in Erinnerung hatte, die ihr die weibliche empathische Kraft vermittelt hatte. Der nächste Therapeut meinte, ihr Herz sei vollkommen zu und sie bräuchte sensible therapeutische Hilfe, und meinte damit die seine. Diese persönlichen Erfahrungen hinterließen in ihr eine skeptische Haltung zur Aufstellungsarbeit bzw. zu einer therapeutischen Arbeitsweise, bei der einem gesagt wurde, was man zu fühlen hätte. Und dass an einem Wochenende sehr viele schwere Fälle, einer nach dem anderen, thematisiert und vermeintlich gelöst wurden, erzeugte in ihr die Frage, was […]