Was machen Yogis bei Facebook und Xing? Und wie sozial sind die »sozialen Netzwerke« wirklich? Bläht der virtuelle Freundes- oder Interessentenkreis am Ende hauptsächlich das Ego auf?
Welch eine Überraschung! Kaum habe ich mich bei Facebook angemeldet, schon bekomme ich Freundschafts-Anfragen von beinah meiner ganzen Yogalehrer-Ausbildungsgruppe. Da sind sie also, die Verlorengeglaubten, zu denen ich seit vier Jahren kaum noch Kontakt hatte, weil ich gleich nach der Ausbildung von Frankfurt nach München gezogen bin. Ich bin schwer beeindruckt von Facebook, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, wie soziale Netzwerke wie Facebook, LinkedIn und MySpace funktionieren. Heute weiß ich, wie es geht: Weil ich einer Mitschülerin eine Freundschaftsanfrage geschickt hatte und die mich als Freundin bestätigt hat, hat die ganze Gruppe erfahren, dass ich nun auch bei Facebook bin.
Virtuelles Geplauder
Wie bei einem Newsticker liefen von da an die Neuigkeiten aus der Yoga-Gruppe auf meiner Facebookseite ein. Ich erfahre von Schwangerschaften, Umzügen, sehe Babybilder und bekomme Empfehlungen für Yogaseminare unterschiedlicher Traditionen. Meine Facebook-Gruppe hat sich inzwischen weiter vergrößert, und es sind nun auch Freude dabei, die nichts mit Yoga zu tun haben. Jetzt kommen noch viel mehr von diesen „Status-Meldungen“, und ich staune, über den Spaß, den meine Freunde daran haben, auch jede Menge Nonsens und Banales zu posten. Bei schlechtem Wetter wird zum Beispiel gefragt: „Wo bekomme ich denn Eintrittskarten für den Sommer?” Jemand antwortet: „Gibt‘s ‘nen Dresscode? Ich wurd‘ nämlich abgewiesen. Und der Türsteher hatte ‘ne sehr feuchte Aussprache …” Und so werden immer wieder mehr oder weniger witzige Befindlichkeits- oder Informationshäppchen in die Runde geworfen, um dann mal zu sehen, was für Reaktionen kommen. Das ist eine ganz eigene Art der Kommunikation, an der man entweder Spaß hat oder nicht.
Business per Xing
Auch bei Xing, dem Business-Network, habe ich mich inzwischen angemeldet, denn als Selbstständige, die darauf angewiesen ist, neue Aufträge zu bekommen, lässt man nichts unversucht. Wie auch schon Facebook, fragt mich Xing bei der Anmeldung, ob ich das Passwort für meinen Mail-Account preisgeben möchte, denn dann könnte Xing diesen nach weiteren Mitgliedern durchsuchen, um mir dann neue Kontakte vorzuschlagen. Intuitiv lehne ich dieses Angebot ab, denn mir ist sofort klar, dass Xing und Facebook in meinem Mailaccount nichts zu suchen haben. Inzwischen konnte […]