Für die ganze Welt ist die Flutkatastrophe in Asien ein Schock. Für diejenigen, die unmittelbar davon betroffen waren und sind, ist sie eine traumatische Erfahrung. Yoga Aktuell Redakteurin Doris Iding, die zum Zeitpunkt der Katastrophe auf Sri Lanka war, über den Umgang mit Traumata und die Begrenzten Möglichkeiten von Therapien
Für die meisten Menschen in Deutschland ist das blutige Geiseldrama von Beslan, bei dem im September letzten Jahres über 300 Menschen getötet wurden, längst schon wieder in Vergessenheit geraten. Im Vordergrund steht bereits das nächste traumatische Erlebnis: die Flutwelle, die am 2. Weihnachtstag über Südost-Asien hinwegwütete. Zum ersten Mal wurden verschiedene Länder gleichzeitig betroffen und zum ersten Mal auch die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten: reiche weiße Touristen aus Europa und arme einheimische Fischer. Die Bilderflut, die CNN, BBC und andere Fernsehsender in den Tagen nach der Sintflut in die Wohnzimmer trugen, waren für die meisten Menschen auf der ganzen Welt schockierend. Was in den ersten Tagen und auch jetzt noch, Wochen später, für viele unmittelbar Betroffene wohl am schlimmsten war und ist, ist die Ungewissheit, ob Familienangehörige oder Freunde diese Tragödie überlebt haben, bzw. dass viele ihre Angehörigen verloren haben. So wurden diese Menschen zum Beispiel gezwungen, im Internet, wo Bilder von Flutopfern gezeigt wurden, nach Angehörigen zu suchen. Noch traumatischer aber war die Erfahrung für Menschen, die vor Ort die Leichen gesehen haben und nach Vermissten gesucht haben. Diese Menschen müssen laut Dr. Roland Storath, einem Dipl. Psychologen, der Angehörigen des Seebebens an der Hotline beisteht, zutiefst traumatisiert sein, da sie zwischen verzweifelter Hoffnung und tiefster Resignation hin- und hergerissen gewesen sind. Aber selbst für Mitarbeiter der verschiedenen Hilfsorganisationen wie Deutsches Rotes Kreuz oder Malteser gibt es bei den Einsätzen in Indonesien, Indien, Thailand oder Sri Lanka Erlebnisse, die ihre Belastungsgrenze überschreiten.
Für viele der Urlauber, die nur in Badehose oder Bikini am Frankfurter Flughafen angekommen sind, sowie für Rückkehrer, die später aus den betroffenen Gebieten zurückkamen, standen glücklicherweise auf den Ankunftsflughäfen in Deutschland Notfallpsychologen und -Seelsorger der Koordinationsstelle NOAH (Nachsorge, Opfer- und Angehörigenhilfe) zur Verfügung. Die Betroffenen wurden unter anderem über nach der traumatischen Erfahrung mögliche Belastungsreaktionen informiert, und können auch langfristig von NOAH koordinierte psychologische oder seelsorgerische Betreuungsangebote wahrnehmen. Für viele der betroffenen Urlaubsgäste bleibt diese traumatische Erfahrung […]