Isabella Welsch ist Yogalehrerin und Gestalttherapeutin. Eine eher ungewöhnliche Kombination – waren sich doch beide Disziplinen lange Zeit recht fremd. Im Gespräch mit YOGA AKTUELL zeigte sie auf, wo Yoga und Psychotherapie kombinierbar sind und wo die Unterschiede liegen
Vor einigen Jahren noch war es undenkbar, dass eine spirituelle Disziplin wie Yoga und die Psychotherapie als Medizin der Seele eine Annäherung zueinander hätten finden können. Zu dominant war die Einstellung der Psychoanalyse, dass die Ursache spirituellen Suchens in einer Neurose zu finden sei. YOGA AKTUELL sprach mit Isabella Welsch – Yogalehrerin und Gestalttherapeutin – über sehr wohl vorhandene Berührungspunkte, aber auch grundlegende Unterschiede.
Zuallererst, so Isabella Welsch, ist auseinanderzuhalten, dass die Motivation für Menschen, die sich für Yoga oder die Psychotherapie entscheiden, jeweils eine andere ist. Die meisten Menschen, die einen Yogakurs beginnen, sind von Stress geplagt oder wollen ihre Fitness verbessern oder etwas gegen körperliche Probleme tun. Nur selten – im Gegensatz zur Psychotherapie – entscheidet sich jemand aufgrund seelischer Probleme, mit dem Yoga zu beginnen. „So sieht es aus, als hätte das eine mit dem anderen nichts zu tun!“, meint Isabella Welsch. Interessant wird es dann, wenn sich die Menschen entschließen, beim Yoga zu bleiben, obwohl das Ziel, den Stress abzubauen oder eine körperliche Dysbalance auszugleichen, bereits erreicht wurde. Die Yoga-Übenden stellen fest, dass die Praxis eine umfassendere Wirkung hat und so das allgemeine Wohlbefinden länger anhalten kann. Es werden Prozesse ausgelöst, die es ermöglichen, andere Blickwinkel zu gewinnen und Lösungen zu finden, nach denen bewusst nicht gesucht wurde.
Dadurch verändert sich oft die Lebensweise, was nicht nur äußerliche Auswirkungen hat, sondern auch die psychische Ebene längerfristig verändert und stabilisiert. So berichten Yogaschüler von Isabella Welsch, dass nach intensiverer Praxis die Traumaktivität steigt, die einen Verarbeitungsprozess in der Psyche darstellt. „Man kann also Aspekte der Therapie im Yoga finden“, meint Welsch, aber: „Umgekehrt ist das eher weniger der Fall, denn für die Psyche lässt sich kein Übungsprogramm zusammenstellen.“ Die Psychotherapie ist nicht in der gleichen Weise wie Yoga übungszentriert. Hatha-Yoga und Meditation sind gedacht als Praktiken, bei denen man die gleichen mentalen oder körperlichen Übungen täglich (oder mehrmals pro Woche) über sehr lange Zeiträume praktiziert. Die intensive Wirkung der Übungen ergibt sich durch die hohe […]