Über die Verbindung von Mensch und Natur – wie wir unser Bewusstsein für unsere essenzielle Zugehörigkeit zur Erde und für unsere Einheit mit der Schöpfung mit Impulsen aus der yogischen Weisheit wieder neu beleben können.
Die Erde gilt in vielen Kulturen als Mutter der Menschen. Sie trägt uns, sie gibt uns Schutz und Halt. Sie ernährt uns und gibt uns eine Heimat. Häufig wird die Erde als mitfühlendes Wesen beschrieben, weil sie all das mit uns teilt, ohne etwas dafür zu erwarten.
Dennoch steckt die Beziehung zwischen Mensch und Erde in einer tiefen Krise. Zuweilen hat man den Eindruck, dass für manche Menschen die Verbindung zur Erde und zur ganzen Natur einfach verschwunden ist. Kann es sein, dass wir unseren Ursprung vergessen haben? Und wenn ja, wie können wir ihn wiederfinden?
Für Yogis war die Beziehung des Menschen zur Natur seit jeher ein bewegendes Thema. Einer der ältesten Texte der indischen Literatur ist das Aranyani-Sukta, die „Hymne an die Königin der Wälder“. Es findet sich im Rg-Veda und ist damit eines der ältesten Gedichte über die Natur, und vielleicht auch eines der schönsten.
„Aranya“ bedeutet Wald, Aranyani ist die Königin der Wälder. Die Wälder haben in der indischen Tradition eine besondere Stellung. Wälder galten als Orte der Ruhe und Quelle der Inspiration. Yogis haben sich in die Wälder zurückgezogen, um dort zu meditieren und Einsichten zu gewinnen. In den Wäldern war man direkt am Ursprung, am Puls des Lebens. Es war ein Raum, in dem die Regeln und die Hierarchien der Gesellschaft nicht galten. Man war frei, sich seiner spirituellen Praxis zu widmen.
Das Aranyani-Sukta beschreibt die Königin der Wälder als mysteriösen Geist, der nie gesehen, aber überall gespürt wird. Der Dichter spricht Aranyani direkt an: „Aranyani, Göttin der Wildnis und des Waldes, du entziehst dich unseren Blicken.“
Dann fährt er fort: „Wenn der Grashüpfer zirpt und den Stimmen der Vögel antwortet, scheint es, als würden die Glöckchen der Herrin des Waldes klingen.“ Aranyani ist nicht sichtbar, aber ihre Anwesenheit ist spürbar, in den Geräuschen des Waldes, die mit dem Klingen von Glöckchen verglichen werden, wie Tänzerinnen sie an den Hand- und Fußgelenken tragen. Am Ende, im Höhepunkt des Gedichts, formuliert der Dichter seinen schönsten Gedanken: „Aranyani verletzt niemanden, wenn […]