… wie ich lerne, Kompost in Blumen zu verwandeln … Angefangen hat es mit der großen Liebe und mit ihr kam das Land, welches einem Dschungel glich. Das Säen ist meine liebste Beschäftigung und nun, seit dem ich Blumen kultiviere, auch das Ernten. Jeder einzelne Blumenstrauß, den ich binden kann, ist ein Geschenk und gibt mir die Möglichkeit, natürliche Schönheit zu teilen.
Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot.
(Rainer Maria Rilke)
Nachdem ich um die ganze Welt gereist bin, um in Mecklenburg anzukommen, erinnere ich mich vor allem an meine Großeltern, wenn ich allein im Garten jäte. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie sie neben der Fabrikarbeit einen großen Gemüsegarten bewirtschafteten und täglich zahlreiche Tiere pflegten. Sicher sind Kindheitserinnerungen etwas nostalgisch und dennoch erinnere ich mich an die vollen Regale mit eingelegtem Gemüse, Pilzen, Obst, das Fass mit Sauerkraut, in dem auch ich mit den blanken Füßen hüpfen durfte, die eingelagerten Kartoffeln und die hausgemachte Wurst. Vielleicht waren es auch die Heinzelmännchen, die alles über Nacht ganz still und heimlich in den Garten gebracht haben – meine Erinnerung enthält keine Bilder, wie meine Großeltern Beete anlegten. So als ob der Garten schon immer da war!
Gärtnern lernte ich vor allem in der Schule und schon in meiner Kindheit durfte ich zu Hause Radieschen aussäen. Viel später entdeckte ich faszinierende Bücher und mittlerweile nutze ich auch das Internet, um den ein oder anderen Garten oder Gärtner kennenzulernen. Allerdings ließ mich die Liebe zur Literatur vor allem im Winter bisher jede Gartenzeitschrift und viele Gartenbücher anschauen und studieren. Immer öfter folgte ich meiner Intuition und konnte mich auf eigene Erfahrungen verlassen. Der Gemüseanbau stand lange im Vordergrund, ich wollte mich und alle, die auf dem Hof essen, gut ernähren. Allerdings gehören Blumen für mich ebenso zum täglichen Leben. Ja, ich würde eine Blume immer einem Stück Brot vorziehen.
Glück ist, der eigenen Begeisterung zu folgen.
Ein Stück Land zu kultivieren, fängt mit der Bodenbearbeitung an. Um Wildkräuter zu unterdrücken und mich so vom Umgraben zu befreien, habe ich 2 Jahre in verschiedenen Bereichen Pappe und Stroh ausgelegt. Diese Schichten dienten nicht nur, um Kraut am Wachsen zu hindern, sondern sie wurde eine fruchtbare Masse für Kartoffeln. In dem Augenblick, als ich diese Methode anwendete, war ich mir noch nicht sicher, welchen Entwicklungsprozess ich auslöste. Abgesehen davon, dass die Kartoffelernte sehr unterschiedliche Erträge schenkte, bekam ich innerhalb von zwei Jahren einen Boden mit hohem Humusanteil und eine Bodenverbesserung durch zahlreiche Lebewesen. Hügelbeete, Benjeshecken, Mischkultur und Fruchtfolge, organische Düngung, Pflanzpartner oder Schädlingsvermeidung durch Kräuterjauche waren weitere Themen, denen ich auf anfänglich 20×20 Meter Aufmerksamkeit schenkte.
Ein Leben mit der Natur bedeutet Beobachtung – und so begann ich das ein oder andere Wunder zu fotografieren. Vor allem im Winter nutze ich die Tage zum Reflektieren, schreibe meine Wünsche auf, bestelle Saatgut und mache Pläne. Dass Pläne manchmal nicht aufgehen, macht mir spätestens seitdem ich den Kampf um das Überleben von 300 gepflanzten Bäumen im Sommer 2018 wegen Trockenheit aufgeben musste, immer weniger aus. Ich akzeptiere, dass die Naturgewalten sehr viel stärker sind als ich. Und dabei hilft mir meine Yogapraxis!
Yoga ist 99 % Praxis & 1 % Theorie.
(Sri K. Pattabhi Jois)
Yoga sind nicht nur Körperübungen, die zur Dehnung und Kräftigung des Körpers dienen oder Meditation, um Stille zu finden. Yoga beginnt für mich mit den Yamas und Niyamas – Werten, die wir in uns tragen, um miteinander zu sein und das, was uns umgibt, mit Dankbarkeit, Respekt und Mitgefühl zu umarmen. In Indien durfte ich in einer Yogaschule einen Aufsatz dazu schreiben: „Ishvara Pranidhana: Vertrauen – ich gehe einen Weg, der mir vertraut vorkommt. Ich komme an einen Ort, der mir vertraut ist. Die Gischt des Meeres, der Schaum zerplatzt wie vieles in der Vergangenheit und auch Erwartungen an die Zukunft. Vertrauen – alles ist da! Wenn ich die Augen öffne und geradeaus schaue, kann ich es sehen. Alles ist da – Augen öffnen.“
So wie es in der Götterwelt einen Zyklus gibt, der Schöpfer, Nutzer und Zerstörer ebenbürtig vereint, kann ich es nun selbst in meinem Garten beobachten.
Es geht nicht jedes Samenkorn auf und schon gar nicht auf jedem Boden. Nicht eine Blume ähnelt der anderen und dennoch wachsen sie jedes Jahr. Durch die Jahreszeiten vorgegeben wiederholt sich ein Kreislauf, der Wachsen, Ernten und Verdauen vorgibt und immer wieder gelingt es neu.
Die Liebe zu den Blumen ließ mich weitere Flächen als Beete anlegen. Als Blühwiesen oder Staudenbeete und mittlerweile verzaubern einjährige Blumen das Angebot. Die ganze Pracht allein für mich zu behalten, erschien mir von Anfang an zu viel. Ich teile gern nicht nur mit zahlreichen Insekten und Bienen. Und so begann ich Frauen in der Nachbarschaft und denen, die zu mir zum Yogaunterricht kommen, einen bunten Strauß zu schenken. Schnell teilte sich die Freude und mittlerweile wird immer öfter ein Strauß bestellt. Im letzten Jahr konnte ich gemeinsam mit anderen wunderschöne Sträuße und Kränze im Gartenhaus binden. Der Wunsch, Gartenpraxis und Yoga zusammen zu leben, ist wahr geworden. Ich gebe Seminare über Permakultur und schenke Raum und Zeit für gemeinsame Yogapraxis. Dabei ist mein größtes Bedürfnis, in Frieden zu sein.
Frieden beginnt damit, dass jeder von uns sich jeden Tag gut um seinen eigenen Körper und seinen Geist kümmert.
(Thich Nhat Hanh)
Auf der Suche nach Gleichgesinnten sind auf dem Sonnenhof-Dalliendorf seit Jahren Besucher zu „Offene Gärten in MV“ willkommen. Auch in diesem Jahr werden am 14. August Garten und Scheune festlich präsentiert. Mein Wunsch nach regionalem Austausch wurde außerdem von der Töpferin Christiane Gregorowius aus Dambeck gehört. Ich werde ihre wunderbare Keramik zu „Kunst Offen“ am Pfingstwochenende wieder mit floralen Arrangements füllen.
Beim Recherchieren wurde ich durch die Webseite von Katharina Funk auf die Slowflower Bewegung aufmerksam, deren Mitglieder stets wachsen und deren Gedanken und Taten ich teile. Nachhaltiger Anbau, egal ob Gemüse, Obst oder Blumen sollte selbstverständlich sein. Ein Bewusstsein für das zu entwickeln, was jedem Einzelnen guttut und damit allen, ist sicher immer wieder eine Herausforderung, die ich gern als Lebensaufgabe annehme.
Ich bin dankbar über jedes konstruktive Feedback, egal ob im Garten oder am PC. Es tut gut, zu wissen: WIR SIND VIELE!