Räucherstoff, Heilmittel und Kosmetikzutat – über das begehrte Harz der Zistrose.
Das Harz der Zistrose wurde bereits im Altertum geschätzt und sogar an mehreren Bibelstellen erwähnt. Seit jeher wird es aufgrund seines Wohlgeruchs und seiner Heilkraft als Räucherstoff sowie als Naturmedizin geschätzt. Im Buch Genesis, Kapitel 43:11, heißt es beispielsweise wie folgt: „Nehmt von den besten Erzeugnissen des Landes in eurem Gepäck mit und überbringt es dem Mann als Geschenk: etwas Mastix, etwas Honig, Tragant, Labdanum, Pistazien und Mandeln.“ Sprich: Das wohlduftende, bräunlich-schwarze und sehr klebrige Harz gehörte bereits zur Zeit des Alten Testaments zu den kostbarsten Duftschätzen. Auch heute noch erfreut es sich einer kontinuierlichen Beliebtheit.
Der Lieferant des begehrten Labdanums, die Zistrose (Cistus creticus, Cistus ladanifer), ist für sich genommen schon etwas sehr Besonderes. Sie gehört nämlich zu den polyphenolreichsten Pflanzen Europas, und ihr Kraut ist in ihren Herkunftsländern seit jeher ein beliebtes und zuverlässig wirkendes Heilmittel bei Erkältungssymptomen. Schon die Götter im alten Griechenland wussten um diese Pflanze, und in den alten Legenden wird davon berichtet, dass es im Olymp einstmals sogar zu einer Auseinandersetzung zwischen den schönen Göttinnen und dem Kriegsgott Ares gekommen sei, da beide Seiten die Zistrose für sich beanspruchten. Die Göttinnen wollten sie haben, weil sie gut duftet und den Körper schön macht, und Ares wiederum wollte mit ihr die Verletzungen der Krieger heilen. So entschied sich die Zistrose schließlich dazu, nicht nur angenehm zu duften, selbst hübsch auszusehen und die Menschen hübsch machen zu können, sondern sie bildete überdies ein ganzes Arsenal an unterschiedlichen Heilqualitäten aus. Auf diese Weise wurde sie sowohl den Göttinnen als auch Ares gerecht. Und auch heute noch genießt die Zistrose in Griechenland den Ruf, ein exzellentes Mittel zur Verlängerung des Lebens zu sein. Mythologisch zugeordnet wird die Zistrose der Liebesgöttin Aphrodite, was aufgrund des besonderen und von vielen Personen auch als anregend beschriebenen Duftes sehr naheliegend erscheint.
Die Lack-Zistrose (Cistus ladanifer) ist heutzutage der wichtigste Labdanum-Lieferant, denn in ihr sind die größten Mengen des wohlduftenden Harzes verfügbar. Früher, und vereinzelt auch heute noch, wurden auch die Kretische Zistrose (Cistus creticus) und seltener die Montpellier-Zistrose (Cistus monspeliensis) sowie die Salbeiblättrige Zistrose (Cistus salviifolius) zur Labdanum-Gewinnung genutzt. Hauptproduktionsländer sind derzeit Portugal, Spanien, Frankreich und Marokko, allerdings wird dem […]