Frauenkräuter sind seit Beginn der Menschheit unsere Wegbegleiterinnen. Einst
von Hebammen bei Schwangerschaft oder unerfülltem Kinderwunsch eingesetzt, findet man sie heute in vielen Teemischungen und anderen Anwendungen der Volksheilkunde. Zum richtigen Zeitpunkt geerntet, verarbeitet und angewendet, helfen sie uns bei größeren und kleineren Leiden.
Jede Pflanze ist eine Zauberpflanze,
jede Pflanze ist eine Heilpflanze –
man muss sie nur kennen.
Wolf-Dieter Storl
Schafgarbe, Schafgarbe, ist mein Liebster mir gut, kommt weder Wasser noch Schaum, sondern rotes Blut“, säuselt das Mädchen und dreht das Liebesorakel dreimal in ihrer Nase herum. Stellt sich Nasenbluten ein, ist der Liebste treu. Das hatte wohl auch damit zu tun, dass die Ränder der gefiederten Blätter mit winzigen Borsten bestückt sind und die Nasenschleimhaut reizen. Viele Geschichten ranken sich um Achillea millefolium. Das weiß blühende Kraut ist hübsch anzusehen, schmeckt würzig-bitter und ist seit Jahrhunderten in der Volksheilkunde eine beliebte Heilpflanze.
Die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098–1179) empfiehlt Pulver aus getrocknetem Schafgarbekraut zur Heilung innerer Wunden, was bis heute nach Operationen zur Anwendung kommt. Die tonisierende Wirkung der enthaltenen Bitterstoffe macht sich die Frauenheilkunde im Bereich der Muskulatur des kleinen Beckens und des Bindegewebes zunutze, eine regelmäßige Therapie mit Schafgarbentee kann Menstruationsschmerzen abschwächen.
Rezept: Wundpulver nach Hildegard von BingenDas Schafgarbenkraut zu Beginn der Blüte ernten, kopfüber im Schatten an einem luftigen Ort trocken. Die Blüten abzupfen, in einer Kaffeemühle pulverisieren, das Pulver in ein Braunglas füllen und trocken sowie lichtgeschützt aufbewahren. Zur Anwendung: 1 Teelöffel Pulver in ein Glas Wasser rühren und 2- bis 5-mal täglich trinken, 10 bis 14 Tage lang. |
Aberglaube oder wissenschaftlich belegt?
Die Geschichte der Frauenkräuter ist eine leise; in der Pharmakognosie, der Lehre von den pflanzlichen oder tierischen Drogen, wurden sie lange vernachlässigt. In der Volksheilkunde hingegen werden sie seit Jahrhunderten angewendet. Das liegt wohl auch daran, dass Schwangerschaft und Geburt für viele Frauen ein lebensbedrohliches Ereignis waren und heilkundige Hebammen ihre Begleiterinnen. Obwohl verboten, wurden auch giftige Heilpflanzen wie Rainfarn oder Haselwurz angewandt, weil es keine Möglichkeiten zur Verhütung gab. Kräuter wie der Frauenmantel wurden bereits in mittelalterlichen Quellen genannt, von der Wissenschaft sind sie […]