Wir haben der ayurvedischen Mundhygiene auf den Zahn gefühlt. Hier einige Tipps, die Ihren Zähnen einfach gut tun
Zahngesundheit – von der gesundheitspolitischen Debatte um Zahnersatz bis hin zum ph-neutralisierenden Pflegekaugummi ein umfangreiches Thema. Technologisch innovative Zahnbürstenmodelle gibt es mittlerweile fast so viele wie Flugzeugtypen oder Sportwagenmodelle.
Freundliche, weißbekittelte Damen und Herren weisen den geneigten Zuschauer in der Fernsehwerbung allenthalben darauf hin, welche rot, blau oder pink gestreifte Paste man darauf am besten verwenden sollte. Und in Hollywood gehört es längst zum guten Ton bzw. zum guten Look, sich für das strahlende Star-Lächeln gelegentlich einer Zahnbleichung zu unterziehen. Doch ist all das für herzhaftes Zubeißen und blendend weißes Lächeln wirklich erforderlich oder gibt es Alternativen?
Die einschlägigen Tipps, die man schon vom Schulzahnarzt regelmäßig mit auf den Weg bekam, sind schnell durchgekaut: Die Zähne mindestens dreimal täglich putzen, dabei nicht die Zwischenräume vergessen und nicht zu viel Süßes essen – Sie wissen schon. Und was ist aus ayurvedischer Sicht zur Zahnpflege zu sagen? Zuckerarme Ernährung wird auch im Ayurveda empfohlen. Ebenso das häufige Putzen – doch hierbei weichen „Wie“ und „Womit“ von der westlichen Kultur ab: Die Inder benutzen als Reinigungswerkzeug traditionell Baumzweige, deren Enden sie zuvor fasrig kauen.
Hierbei wird allerdings nicht unbedingt wahllos zu den Zweigen des nächststehenden Gewächses gegriffen. Sollte es sich dabei um eines mit splittrigem Gehölz oder gar um eines mit für den Menschen unverträglichen Inhaltsstoffen handeln, könnte dies nämlich unangenehm werden. Sehr geeignet hingegen ist z.B. der Neembaum, der durch seine antibakteriellen Wirkstoffe eine Quelle für ganz vorzügliche „Zahnbürsten“ ist. Ebenfalls gern zu diesen Zwecken genutzt werden Süßholz, Calotropis, Baniyan, Accassia und Pongamia. Auch die Zahnreinigung mit Pulvern aus zermahlenen Pflanzen ist im Ayurveda üblich, wobei hauptsächlich Pflanzen mit herbem, scharfem und bitterem Geschmack darin enthalten sind.
Fertig-Präparate sind im Spezialhandel auch hierzulande erhältlich. Wem das Putzen mit einem trockenen Pulver zu gewöhnungsbedürftig ist, der kann die Mischung mit etwas Rosenwasser oder Pfefferminzöl verrühren.
Morgens sollte sich nach dem eigentlichen Putzen zusätzlich das sogenannte Ölziehen (Gandusha) anschließen. Diese Maßnahme entfernt toxische Substanzen aus dem Mundraum und dient nicht nur dem Schutz und der Kräftigung der Zähne, sondern stärkt auch das Enzymsystem, fördert die Verdauung und verfeinert das Geschmacksempfinden. Man nimmt dazu einen Esslöffel Ghee oder Sesamöl in den Mund und zieht das Öl durch die Zähne. Auch kaltgepresstes Sonnenblumen- oder Olivenöl eignet sich.
Das Öl wird fünf bis zehn Minuten im Mund belassen, jedoch nicht länger. Spucken Sie das Öl danach gründlich aus und spülen Sie mit etwas Wasser nach. Diese Prozedur mag zwar wegen des ungewohnten Geschmacks und Gefühls im Mund zunächst etwas Überwindung erfordern, lohnt sich aber – insbesondere für Raucher und für alle, die an Übersäuerungsproblemen oder hoher Schwermetallbelastung leiden. Als guter Schutz für die Gesundheit der Zähne gilt im Ayurveda darüber hinaus der häufige Verzehr von knackigem Obst und Gemüse wie Äpfeln oder rohen Karotten.
Auch an das Zahnfleisch ist zu denken: Dieses profitiert von ausreichender Vitamin C-Versorgung und kann außerdem durch das Einmassieren einer mit Sesamöl angerührten Zubereitung aus schwarzem Pfeffer, Salz und Kurkuma gesund gehalten werden. Und was empfiehlt die ayurvedische Medizin bei Zahnschmerzen? Zimtöl oder verdünntes Nelkenöl auf die betroffene Stelle einschließlich der angrenzenden Bereiche aufzutragen kann Linderung verschaffen.
Zuguterletzt ist auch im Zusammenhang mit der Zahngesundheit einmal mehr auf denjenigen Aspekt zurückzukommen, der in der ayurvedischen Heilkunde eine fundamentale Rolle spielt: eine gesunde Verdauung. Wie auch ganzheitlich orientierte westliche Zahnmediziner in der letzten Zeit zu bedenken gegeben haben, hängt z.B. die gefürchtete Paradontose offenbar eng mit Störungen der Darmflora zusammen. Noch ein Grund mehr, auf eine vorteilhafte und Dosha-gerechte Ernährung zu achten – denn ob Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können, ist also auch davon abhängig, bei was Sie es heute tun.