Reinigung für Körper, Geist und Seele.
Das Herzstück der Ausleitungsverfahren des Yoga bildet für mich die Reinigung des gesamten Verdauungstraktes mit Salzwasser, Shankaprakshalana1 oder Varisara-Dhauti.2 Sie ist Teil der ersten Gruppe von Shatkarma, der Ausleitungsmethoden, die der Weise Gheranda vermutlich im 17. Jh. seinem Schüler vermittelt hat. Der Ursprung dieser Techniken ist wahrscheinlich noch sehr viel älter, doch haben sie an Aktualität sicherlich nicht eingebüßt – im Gegenteil: Vielleicht haben wir sie heute nötiger denn je.
Die Mütter und Väter unserer heutigen Medizin wussten schon vor Beginn unserer Zeitrechnung darum, dass der Darm und eine intakte Verdauung Dreh- und Angelpunkt für unsere Gesundheit sind. Heute erforschen wir immer komplexere Zusammenhänge über unsere Darmgesundheit und wissen zugleich immer weniger – sowohl darüber, wie wesentlich die Gesundheit des Darms für das Sein in diesem Körper ist, als auch darüber, wer wir eigentlich sind: Unser Darm ist von einer solch illustren Schar von Bakterien bevölkert (zehnmal mehr als unsere eigenen Körperzellen und bis zu 2,5 kg schwer!), dass ich mich wirklich fragen muss, wer sich da zu Wort meldet, wenn ich sage: „Ich habe Hunger.“ Vielleicht sind dieses „Ich“ in diesem Fall die vierhundert verschiedenen Bakterienstämme in meinem Darm? Die geben sich nicht mit raffiniertem Zucker, Weißmehl und Fast Food zufrieden (naja, die Dosis macht das Gift …), sie mögen manchmal auch keine Rohkost und keine zu großen Mengen an tierischem Eiweiß. Wenn sie nicht das bekommen, was sie wirklich nährt, ziehen sie sich beleidigt zurück. Über den frei gewordenen Platz freuen sich andere Keime, die genau diese Dinge lieben und bei deren Verstoffwechselung Fäulnisgifte, Fuselalkohole und andere toxische Substanzen produzieren. Der Darm sendet dann so manchen SOS-Ruf an uns, doch leider hören wir ihm oft nicht zu. Dann braucht er stärkere Signale. Es entstehen entzündliche Veränderungen der Darmschleimhaut, Divertikel, Polypen etc. und Erkrankungen, die auf einen gestörten Darm zurückgehen (Allergien, Rheuma, Infektanfälligkeit, Migräne, Rückenschmerzen, Hauterkrankungen, Depressionen, Reizbarkeit und viele andere).
Selbst wenn wir uns vermeintlich gesund ernähren, ist es natürlich wesentlich, dass wir unsere Nahrung auch verstoffwechseln können bzw. den Rest regelmäßig ausscheiden. Leider lagern wir oft viel zu viel davon gerade im Dickdarm ein, in dessen Taschen sich oftmals jahrzehntealte Verkrustungen harten Stuhls befinden (bei Obduktionen findet man im Durchschnitt 2–8 kg […]