In welcher Weise macht sich Stress in unserem Leben breit? Und was können wir dagegen tun?
Als ich noch Praktikantin bei einer Redaktion in München war, fuhr ich jeden Morgen in der U-Bahn einige Stationen gemeinsam mit meinem Mitbewohner James. Wenn sich unsere Wege trennten, rief mir James, ein Engländer, stets mit dem unvergleichlichen britischen Charme in der Stimme nach: „And remember: Don’t work too hard!“. Dieser Satz klingt heute noch oft in mir nach, und manchmal denke ich, eigentlich bräuchte jeder einen James, der ihn tagtäglich daran erinnert. Und vor allem bräuchte jeder eine deutlich vernehmbare innere Stimme, die ihn immer wieder ganz entschieden dazu auffordert, sich nicht zu sehr vereinnahmen zu lassen, sich nicht auffressen zu lassen von all den Stressfaktoren, die der Alltag mit sich bringt, sondern wenigstens zwischendurch ganz bewusst im Hier und Jetzt, im Körper, in der Gegenwart des Göttlichen zu sein und sich ins Dasein fallen zu lassen, statt von Sorge zu Sorge, von Termin zu Termin zu straucheln und den Geschmack für das Wesentliche zu verlieren.
Was uns so sehr stresst
Stress – ein Wort, das den meisten ein tiefes Seufzen entlockt. Schließlich ist fast jeder davon betroffen, beginnend schon mit Schulkindern. Bereits Teenager empfinden Stress, wenn sie vor lauter Hausaufgaben kaum noch Freizeit haben und aus Angst vor Prüfungen und schlechten Noten ihre Unbeschwertheit verlieren. Und später wird es nicht unbedingt einfacher, denn auch den Erwachsenen erwarten jede Menge Stressoren.
Für viele ist Stress in erster Linie mit dem Beruf verknüpft. Das Arbeitsleben verlangt uns einiges ab und verfolgt uns mental oft noch bis weit in den wohlverdienten Feierabend, weil man von den manchmal regelrecht übermächtig erscheinenden Lasten des Tages nicht so einfach abschalten kann – zumal wenn man weiß, dass sie auch am nächsten Tag wieder auf einen zukommen.
Die Ärztin und der Rettungssanitäter, der Busfahrer, die Architektin und der Pilot, sie alle tragen eine hohe Verantwortung auf ihren Schultern, denn wenn sie Fehler machen, stehen Leben auf dem Spiel. In ihren und in vielen anderen Jobs, so z.B. auch im Beruf der Erzieherin, die stets die Aufsichtspflicht für die in ihrer Obhut befindlichen Kinder hat, ist der Verantwortungsdruck besonders hoch. In anderen […]