Die Kunst der therapeutischen Langeweile: Eine gelassene Gemütsverfassung ist das A und O, um sich zu starkem Druck zu entziehen – doch wie erlangt man diese Gelassenheit?
Wir alle haben Stress. Und wer keinen hat, der ist uncool oder ein Langeweiler. Dabei ist es unerheblich, ob der Stress aus einem Übermaß an mentaler, emotionaler oder körperlicher Beanspruchung entspringt oder eine Reaktion auf unerfüllte Bedürfnisse darstellt. Als Dr. Hans Selye, der Pionier der Stressforschung, 1950 den Stress wissenschaftlich als Reaktion des Körpers auf innere oder äußere Belastungen definierte, löste er eine medizinische Revolution aus. Auf einmal sprachen alle über Stress. Heute sprechen wir nicht mehr darüber, wir haben ihn.
Doch wird unser Leben wirklich immer stressiger? Oder empfinden wir das nur so? – Sicherlich wird unser Leben immer komplexer: Die Sinnesorgane werden ständig mit anregenden Reizen überflutet, der stetig wachsende Handlungsbedarf im Alltag lässt sich nur noch mit Multitasking-Fähigkeiten bewältigen und der Informationsstrom mit den neuesten Nachrichten aus aller Welt fördert nicht gerade unseren Seelenfrieden. Dabei wird die gesunde Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse immer schwieriger: Für viele Berufstätige ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, ein gesundes Mittagessen zu erhalten oder die Toilette zu einem Zeitpunkt zu benutzen, wenn der Körper das dringende Bedürfnis verspürt.
Zeit zum Gegensteuern
Die vedische Philosophie beschreibt die Ursachen und Symptome von Stress bereits einige tausend Jahre vor Dr. Selye auf sehr detaillierte und zeitgemäße Weise: Stress entsteht entweder durch das Unterdrücken oder die Nichterfüllung von natürlichen Bedürfnissen sowie durch die falsche, exzessive oder ausbleibende Verwendung des Geistes. Yoga und Meditation, eine gesunde Ernährung und philosophische Studien stellen die therapeutischen Werkzeuge für eine Gesundung von Körper und Geist dar.
So beschreibt der ayurvedische Arzt Charaka in dem klassischen Ayurveda-Lehrbuch der Charaka-Samhita die Anwendung von Jnana (spirituelles Wissen), Vijnana (Wissen der Schriften), Dhairya (Geduld, Toleranzfähigkeit und mentale Stärke), Smrti (Erinnerung; insbes. an die spirituelle Tradition) und Samadhi (spirituelle Erleuchtung) als Leitprinzipien zur Entfernung der pathogenen Faktoren aus dem Geist. Es geht also darum, den Teufelskreis zu durchbrechen und neue – und vor allem weniger negative – Gedanken und Gefühle zu entwickeln, da diese Stress erzeugen und unser körperliches und emotionales Immunsystem zusammenbrechen lassen.
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