Wer im Bewusstsein des Beobachters verweilt, den kann nichts so schnell aus der Ruhe bringen.
Ein Leben ohne Stress ist nicht vorstellbar. „Ohne Herausforderungen und Anstrengungen, ohne Neugierde und Aktivität auch keine Plastizität, keine Reifung (des Gehirns, A.T.), keine Belohnung einer erfolgreichen Ein- und Anpassung“ an diese Herausforderungen, behauptet der Mediziner und Gesundheitswissenschaftler Prof. Tobias Esch. Was uns aber oft nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass jede Form von Herausforderung im Grunde Stress verursacht. Wir neigen dazu, anzunehmen, dass uns nur unangenehme Erfahrungen Stress bereiten. Dabei weiß doch jeder von uns, wie viel Stress uns auch die angenehmen Dinge im Leben bescheren können, wie z.B. für Freunde ein schönes Essen zu kochen, in die Ferien zu fahren, ein Familienfest vorzubereiten, einen neuen Kurs zu beginnen usw. Fast alles, was in unserem Leben an Neuem, Ungewohntem, Aufregendem und Erfreulichem geschieht, kurz: alles, was wir als bedeutungsvoll ansehen, erfährt unser System erst mal als Stress. Stressfrei ist nur das Gewohnte. Außer es ist uns so gewohnt und gewöhnlich, dass wir Stress durch Langeweile bekommen …
Dazu ist das Modell Abb. 1 äußerst hilfreich. Es stellt das Spannungsfeld zwischen Über- und Unterforderung dar, in dem wir uns in unserem Leben befinden, und den Bereich, der zwischen diesen beiden zu vermitteln vermag: den Bereich der Herausforderung.
Zwei Sorten von Stress
Der „gute“ Stress
Wir können also davon ausgehen, dass unser Nervensystem und unser Gehirn dafür gebaut, sind, ständig – wirklich ständig – mit Stress umzugehen. Stress ist jedoch nicht gleich Stress!
Wir unterscheiden Eu-Stress, also „harmonischen“ (eu) Stress von Dysstress. Eustress entsteht immer dann, wenn wir vor einer Herausforderung stehen, die uns wirklich etwas abverlangt, die uns aber auch wirklich interessiert und motiviert und von der wir wissen, dass wir sie – mit der Unterstützung anderer – in irgendeiner Weise werden bewältigen können.
Ein schönes Beispiel dafür ist, wenn wir das erste Mal im Unterricht versuchen, den Handstand zu üben. Wir sind ein bisschen nervös, aber auch aufgeregt, schwitzen etwas und stellen uns gleichzeitig aber schon vor, wie toll es wäre, den Handstand zu können. Natürlich ist solch ein erwartungsvoller Zustand stressig, weil wir hohe Anforderungen an uns haben und […]