Es gibt viele medizinische Systeme, die sich mit der Behandlung von Krankheiten befassen. Die langfristig erfolgreichsten sind jedoch immer die, die auf einem ganzheitlichen Ansatz beruhen. Dr. Daya Mullins, vom Berliner Institut Weg der Mitte, über die Heilungskapazitäten von Yoga und Yogatherapie
Wenn wir Quellen im Yoga studieren, hier speziell Patanjali, werden wir entdecken, dass Krankheit als ein Hindernis auf dem Yogaweg beschrieben wird. Im Alltagsleben empfinden wir Krankheit fast ausschließlich auf diese Weise. Wie sieht es für Menschen aus, die Yoga praktizieren und sich in diesem Sinne um eine bewusstere Lebensweise bemühen? Ist Krankheit hier auch ein Hindernis? Ja, und Yoga und Yogatherapie bieten uns Lösungen, damit umzugehen.
Viele Menschen kommen wegen gesundheitlicher Probleme zu uns. Für sie sind Krankheit und Leiden und in diesem Sinne der Wunsch nach Heilung der Einstieg in den Yoga. Krankheit ist dann ein Wendepunkt und gibt den Impuls zu einem neuen positiven Entwicklungsschritt. Wir lernen, die Hindernisse zur eigenen Entwicklung zu nutzen, obwohl in einem Krankheitsfall unsere körperlichen Möglichkeiten eingeschränkt sind. Krankheit wirkt sich auch auf unsere Gedanken und Gefühle aus, so gesehen ist Krankheit ein Hindernis, weil sie die Ruhe unseres Geistes stört. Krankheit zerstreut unsere Aufmerksamkeit. Wir sind nur noch mit dem Wunsch beschäftigt, dass dieses Leiden verschwinden oder sich verringern soll.
Wir lernen im Yoga, dass avidya, Unwissenheit/Mangel an Weisheit, wie ein Schleier über unserem Geist liegt und so unsere Sinne beeinträchtigt, dass es die Hauptursache für unser Leiden ist. Das bedeutet, dass es eigentlich nicht die Krankheit selbst ist, unter der wir primär leiden. Für den einen Menschen kann Krankheit ein Hindernis sein, und er wird immer missmutiger und ungeduldiger dadurch. Für den anderen Menschen kann es ein Hindernis sein, dass er nie krank war und deshalb nicht gelernt hat, Verständnis und Mitgefühl für leidende Menschen zu empfinden. Dies heißt, dass in diesen Fällen die Krankheit auch mit Hartherzigkeit zu tun hat. Wir erleben, dass wenn äußere Schwierigkeiten mit einer Unausgeglichenheit im Menschen zusammenkommen und diese Unausgeglichenheit auch negative Gedanken erzeugt, oft ein Krankheitsbild entsteht. Unser Geist ist gewöhnt, ständig zu wählen. Was er wählt, hängt von der Erfahrung der Vergangenheit ab, und er hat die Tendenz, sich mit dem, was er wählt, zu identifizieren. Das heißt, dass wir […]