Die Bedeutung von Yoga und Meditation in der Forensischen Psychiatrie: Julia Johannsen hat sich auf der YuMiG Convention in Berlin über dieses Thema schlau gemacht.
Der Raum der Stille ist für alle da. Für den, der einmal einen Menschen getötet hat. Für den, der gewalttätig war. Für den, der weiß, was Schmerz bedeutet, weil er Misshandlung am eigenen Leib erfahren hat. Der Raum der Stille wertet nicht und unterscheidet nicht, er nimmt jeden in sich auf und verankert ihn im gegenwärtigen Moment. „Ich würde gerne die Menschen dazu bringen, mehr im Hier und Jetzt zu sein“, sagt Nahlah Saimeh. Die Ärztliche Direktorin des Zentrums für Forensische Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn setzt sich dafür ein, dass neben den psychiatrischen und kriminaltherapeutischen Behandlungsverfahren auch Methoden angewendet werden, die die Verbindung zum Körper und zur Lebendigkeit im Hier und Jetzt stärken und fördern. Erst vor Kurzem hat sie den „Raum der Stille“ erschaffen, der die Patienten dazu einlädt, ihre Playstation (Smartphones gibt es hier nicht) abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Des Weiteren gibt es in Lippstadt-Eickelborn Gottesdienstangebote, einen Seelsorger, ein offenes Atelier und seit sechs Jahren einen Yogakurs, an dem alle Patienten freiwillig teilnehmen können. „Es ist etwas ganz Entscheidendes, dass Menschen wieder einen zweckfreien Zugang zu sich selbst bekommen“, sagt Nahlah Saimeh. „Beim Yoga macht die Person eine unmittelbare Erfahrung mit sich selbst. Alle anderen Therapien sind auf die Veränderung von Verhaltensweisen ausgerichtet. Aber dazu benötigt man auch einen Zugang zu sich selbst.“
Die Forensische Psychiatrie behandelt Menschen, die in Folge einer schweren psychischen Erkrankung eine Straftat begangen haben und deswegen als vermindert schuldfähig oder als schuldunfähig gelten und nicht bestraft werden können. Es sind rund 90 % Männer und 10 % Frauen, die vom Gericht auf Grundlage eines forensischen Gutachtens in die Psychia-trie eingewiesen werden. Die Behandlung erfordert durchschnittlich sieben Jahre Zeit, bis die Gerichte die Patienten aus der Forensik entlassen, wenn davon auszugehen ist, dass sie keine schweren Straftaten mehr begehen werden. Neben den herkömmlichen Therapieformen wird Yoga unterstützend eingesetzt und kann auf ein ganzes Spektrum von psychischen Erkrankungen positiv wirken.
Die Bindungstheorie
Die Bindungstheorie spielt innerhalb der Yogatherapie eine wichtige Rolle. „Wir sind alle soziale Wesen, die mit einem Bindungsbedürfnis auf die Welt kommen“, sagt Dr. Melanie Pillhofer, […]