Ganesh Mohan im Interview: der Entwickler des modernen Svastha-Yoga-Programms über sein Verständnis von Yogatherapie.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – dieser Spruch trifft auf Ganesh Mohan zu. Sein Vater A.G. Mohan war einer der drei Langzeitschüler von Krishnamacharya. Seine Mutter Indra Mohan ist ebenfalls eine beeindruckende Yogalehrerin. Ganesh arbeitet als Arzt, ist sowohl ausgebildet in westlicher Schulmedizin als auch im Ayurveda. Zusammen mit seinem Vater hat er mehrere Bücher geschrieben. Die ganze Familie hat ihr Leben dem Yoga gewidmet. Ganesh selbst hat sich auf Yogatherapie spezialisiert und unterrichtet Teacher-Trainings.
Der Hauptunterschied zwischen Yoga und Yogatherapie ist, auf wen sie angewendet wird – wir arbeiten mit Menschen mit signifikanteren Einschränkungen und gesundheitlichen Bedingungen zusammen. Daher muss der Yogatherapeut mehr Wissen und Geschick haben, um die Techniken des Yoga angemessen anzuwenden.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Können Sie zunächst kurz charakterisieren, wie Sie in der Yogatherapie grundsätzlich vorgehen?
Ganesh Mohan: Drei Worte sind hilfreich, um meinen Ansatz zur Yogatherapie zu beschreiben. Traditionell – aus den alten Texten und aus Krishnamacharyas Lehren. Funktional – d.h. sich fokussieren auf die Fähigkeiten, die der Patient oder Schüler für sich selbst und für sein eigenes Wohlbefinden einsetzen kann. Ganzheitlich – das Gesamtbild der Person betrachten: ihr Leben, ihr Verhalten, ihre Gewohnheiten.
Viele Menschen nehmen Yogatherapiestunden, weil sie körperliche Probleme haben. Wie viele Menschen kommen wegen psychischer Belastungen oder psychischer Erkrankungen zu Ihnen?
Mit psychischem Stress und ähnlichen Problemen kommen genauso viele Menschen wie mit körperlichen Problemen. Zunehmend erkennen die Menschen, dass bei ihren chronischen Gesundheitsproblemen nicht zwischen Körper und Geist getrennt werden kann. Das führt dazu, dass sie sich zunehmend für Entspannung, Achtsamkeit, Meditation und verwandte Bereiche interessieren.
Worum geht es auf transformativer und spiritueller Ebene?
Yoga ist nicht religiös. Wenn wir über Spiritualität oder tiefere Selbstverwandlung sprechen, arbeite ich immer dort, wo der Schüler oder Kunde steht und womit er sich wohlfühlt. Letztlich geht es beim traditionellen Yoga um eine vollständige Transformation des Selbst oder der Identität. Es geht darum, das „Ich“-Konstrukt loszulassen und innere Stille zu finden. Aber nicht jeder muss diesen Weg gehen. Nur auf innere Ruhe hinzuarbeiten und mit etwas Größerem als sich selbst verbunden zu sein, kann zutiefst spirituell sein.
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften eines Yogatherapeuten?
Wissen, Geschicklichkeit, Beziehungsfähigkeit. […]