Welche Rolle Yoga in der Behandlung von Essstörungen spielen kann und inwiefern die Yogapraxis dabei helfen kann, die hinter der Essstörung stehenden emotionalen Ungleichgewichte zu heilen
Yoga ist vor allem in den vergangenen Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, nicht zuletzt aufgrund seiner heilenden und therapeutischen Möglichkeiten. Doch im Zusammenhang mit dem Thema Essstörungen kommt es immer wieder zu Kontroversen, wie hilfreich die Praxis tatsächlich ist. So sieht man doch statt eines Körperbildes, das der Realität entspricht, vorwiegend schlanke und scheinbar makellose Yogis und Yoginis in den Medien. Nicht selten wird diskutiert, inwiefern Yoga sogar zu einer Verschlimmerung der Erkrankung beitragen kann. Yoga als Lebensstil bietet einen perfekten Schleier für Betroffene, nach außen ein gesundes und achtsames Körperbild zu zelebrieren, während die Innenwelt häufig ganz anders aussieht. Letztendlich bleibt die Debatte und somit die Frage, ob es sich in diesen Fällen bei Yoga um eine Art der versteckten Essstörung handelt, offen. Doch aus der Sicht einer ehemals betroffenen Psychologin birgt die ursprünglich indische Tradition großes Potenzial, einen wichtigen Beitrag zum Thema Essstörungen hinsichtlich Therapiemöglichkeiten zu leisten.
Was versteht man unter Essstörungen?
Schenkt man den Medien oder der Modebranche Glauben, so wird heutzutage Schlankheit mit Schönheit und Gesundheit gleichgesetzt. Viele Magazine sowie Yogastudios werben derzeit mit dem Idealbild eines beweglichen und schlanken Körpers, um mit Versprechen zur Gewichtsabnahme auf sich aufmerksam zu machen. Es sind aber vor allem die so genannten Wunderdiäten, die einen schnellen Abnehmerfolg prophezeien, der sich jedoch nur selten auf Dauer halten lässt. Die Pfunde kommen häufig zurück, und schnell folgt man einem neuen erfolgversprechenden Diättrend. Betroffene rutschen oft unbemerkt in einen Teufelskreis aus Hungern, Kontrollverlust, Heißhungerattacken und Essanfällen. Ein eigendynamischer Prozess, der sich in vielen Fällen in einer Essstörung manifestiert.
Essstörungen sind eine der häufigsten psychosomatischen Erkrankungen, die unsere Gesundheit auf physischer sowie psychischer Ebene nachhaltig schädigen. Durch eine stetige Zunahme der Erkrankungen haben sich Essstörungen insbesondere in den vergangenen Jahren zu einer Problematik von hoher gesundheits-politischer Relevanz entwickelt.
Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen, wobei häufig Mischformen auftreten, deren Übergänge fließend sind. Erkrankte der Magersucht, Anorexia nervosa, zeichnen sich durch ein gravierendes Untergewicht aus. Ihr unbeirrtes Streben nach einem utopischen Schlankheitsideal kann im schlimmsten Fall bis zum Tod führen. Dieser Kontrollzwang zur Kasteiung spi […]