Die Macht des Geldes scheint allgegenwärtig. Tatsächlich aber gibt es Menschen, die freiwillig ohne einen Cent leben. Vier von ihnen berichten aus einem Leben jenseits von Überfluss und Konsumwahn.
„Money makes the world go round!“, „Ohne Moos nix los!“ – „Nichts ist umsonst!“ … Stimmt das wirklich? Pia und Tobi brauchen kein Geld. Die jungen Aktivisten haben sich bewusst
für ein Leben ohne den schnöden Mammon entschieden. Mit ihrem Netzwerk „living utopia“ treten sie für eine Welt ein, die auf einem solidarischen Zusammenleben statt auf gegenseitiger Ausbeutung beruht. „Der Mangel an gesellschaftlichem Miteinander, die Zerstörung unseres Planeten, Herrschaftsstrukturen und Ausbeutung von Lebewesen sind nur einige Gründe für unseren Lebensentwurf“, erklären die beiden.
Geldfrei zu leben, bedeutet für sie vor allem auch Freiheit. Statt sich dem Diktat der Lohnarbeit zu unterwerfen, gestalten die Vorreiter ihr Leben nach dem Prinzip der Eigenverantwortung. Einen typischen Arbeitsalltag gibt es dabei nicht, jeder Tag ist anders. Genug zu tun haben sie trotzdem. Im Rahmen von „living utopia“ organisieren sie Workshops, Seminare, Aktionen oder Mitmach-Kongresse wie „utopival“. Zudem nutzen sie ihre Zeit zur freien Weiterbildung oder besuchen Konferenzen und Veranstaltungen. Das (Über-)Lebensnotwendige holen sie sich dabei aus der Überflussgesellschaft, nach der Devise, Vorhandenes sinnvoll zu nutzen: „Circa 50 % aller produzierten Lebensmittel werden in Deutschland weggeworfen, obwohl diese noch genießbar sind! Deswegen kooperieren wir direkt mit Lebensmittelunternehmen und bekommen dann so genannte nicht mehr verkäufliche Ware. Kleidung erhalten wir über Kleiderschenkpartys oder in Umsonst-Läden. Für alles finden sich kreative Lösungen, wenn wir mit Menschen in soziale Interaktion treten und Vorhandenes miteinander teilen oder Ungenutztes verwenden.“ Auch beim Wohnen nutzen sie den Überfluss, leben in Räumen, die sonst leer stehen würden: „Wir begegnen immer wieder Menschen, die unsere Idee und unser Wirken großartig finden. Sie unterstützen unseren Aktivismus dann gerne bedingungslos.“
Die kapitalistische Wirtschaftsordnung ist nicht Feindbild, sondern eher der Ist-Zustand, der sich gemeinsam überwinden lässt. „Wir sagen nicht: ‚Geld ist böse, wir rühren es nie wieder an.‘ Uns geht es nicht ums Aussteigen, sondern darum, einen gesellschaftlichen und politischen Wandel zu leben, um einzusteigen in ein neues Miteinander“, erklären die beiden und führen aus: „Wir möchten zum Perspektivwechsel einladen und zeigen, dass wir eine Welt von morgen mitgestalten können. […]