Der amerikanische Yoga-Lehrer Bryan Kest ist der Begründer des populären Power-Yoga. In YOGA AKTUELL spricht er über Gewahrsamkeit als höchstes Ziel des Yoga und darüber, wie sie uns hilft, die Lehren von Jesus, Buddha, Patanjali und der modernen Medizin umzusetzen.
Bryan Kest ist eine feste Größe im modernen Yoga. Der in L.A. lebende Yogi ist für viele Praktizierende eine Inspirationsquelle – wegen seines kraftvollen Vinyasas, aber auch wegen seiner Message über Yoga als achtsamen Lebensstil. YOGA AKTUELL traf den Vater des Power Yoga im Rahmen der diesjährigen Yoga Conference Germany zum Gespräch über die Angewohnheit, die eigenen Fixierungen auf der Yogamatte noch zu verstärken, über Gewahrsamkeit als Weg aus dieser Misere und über die Liebe zum Unterrichten.
YOGA AKTUELL: Wie wir hörten, hast du in einer deiner Klassen hier auf der Yoga Conference in Köln einige Kritik geäußert. Kannst du diese für unsere Leser kurz wiederholen?
Bryan Kest: Es gab keine Kritik – wenn man z.B. jemanden mit einem steifen Körper sieht und zu ihm sagt: „Du bist etwas steif. Möchtest du deinen Körper ein bisschen dehnen und lockern?“, dann liegt darin keine Kritik. Vielleicht hat es jemand missverstanden, vielleicht war es auch ein sprachliches Problem. Alles, was ich sonst noch getan habe, war der Versuch, die Aufmerksamkeit auf gewisse Punkte zu lenken. Ich sagte, dass die Leute – und wenn ich sage „Leute“, dann meine ich auch mich selbst – ihren Mist mit in den Yoga bringen (wir können nicht anders, wir bringen ihn automatisch mit) und dadurch aus dem Yoga Mist machen. Wir merken es noch nicht einmal. Wir legen den Fokus beim Yoga darauf, die Haltungen richtig zu üben. Wir kümmern uns nicht um unseren Mist, weil wir ja mit der Ausführung der Asanas so beschäftigt sind.
Wenn jemand in eine Haltung nicht so tief hinein gehen kann und darüber frustriert ist, dann nimmt er nicht wahr, dass er seine Frustration verstärkt. Wenn jemand mit seinem Geist abschweift, weil er jemand anderen im Raum beobachtet, merkt er nicht, dass er seine Zerstreutheit stärkt. Oder wenn jemand aus einem Asana herausfällt, das alle anderen in der Klasse meistern, dann wird er vielleicht wertend und verurteilt sich. Es ist ihm dabei gar nicht klar, dass […]