Ravi Ravindra ist Physiker, Religionswissenschaftler und Sanskrit-Gelehrter, vor allem aber ein auf dem spirituellen Weg weit vorangekommener Mensch. YOGA-AKTUELL-Redakteurin Doris Iding sprach mit ihm u.a. über den Atem als Verbindung zum Göttlichen und über die Allgegenwärtigkeit des Heiligen.
Der indische Gelehrte Ravi Ravindra erinnert an das, worum es beim Yoga geht: an das Zur-Ruhe-Kommen des Geistes. Im Yogastudio Yogashala in München erlebe ich Ravindra bei einer Meditation und einem Vortrag und genieße die Gegenwart eines Meisters. Dieser gibt sich in meinen Augen dadurch zu erkennen, dass er der Präsenz so viel Raum und Stille einräumt, dass sich das Heilige darin ganz unprätentiös entfalten kann.
Interview
YOGA AKTUELL: Als Erstes möchte ich mich für die Meditation gestern Abend bedanken. Sie war wunderschön. Besonders gut gefallen hat mir, dass Sie so viele Pausen zwischen den einzelnen Sätzen gemacht haben und damit das Heilige eingeladen haben, da zu sein. Meistens füllen wir die Pausen mit Worten oder Gedanken. Sie haben gestern während der Meditation gesagt, dass das Heilige die ganze Zeit da ist …
Ravi Ravindra: Jede Religion sagt, dass Gott im ganzen Universum vorhanden ist. Das heißt, er ist überall. Und das heißt auch, dass er hier in diesem Raum ist, der Teil des Universums ist, ob wir ihn als Gott, Krshna oder Allah bezeichnen. Jede Religion sagt, dass das Heilige überall ist und dass es subtil ist.
Wie können wir uns davon berühren lassen, wenn es bereits da ist?
Wir können es nicht kontrollieren. Das würde sonst bedeuten, dass wir mächtiger sind als diese Kraft. Aber wir können diese Kraft einladen. Das ist auch die Absicht des Gebets. Nicht so, dass ich sie, wenn es mir schlecht geht, anrufe und sie mir hilft. Nicht diese Art des Gebets. Es ist eher die Art des Gebets, in der ich Raum mache für Krshna oder das Göttliche, und für dessen eigenen Zweck. Jede spirituelle Tradition sagt dies und hat dies zum Ziel. Ich habe mich selbst nicht geschaffen, sondern das war vielmehr eine subtile Energie. Eine spirituelle Energie braucht einen Körper, um sich ausdrücken zu können. Es ist nicht so, dass mein Körper diese Seele hat, sondern dass die Seele den Körper hat. Man kann darüber reden, aber erst in dem Moment, […]