Jaiveer Singh wuchs mit Yoga auf und unterrichtet seit vielen Jahren. Über die Bedeutsamkeit der alten Schriften, die fragwürdige moderne Rolle des Yogalehrers als Entertainer und über Patanjalis Idee von der Hingabe an eine regelmäßige eigene Praxis sprach er mit seinem Freund und Weggefährten Dr. Ralph Skuban.
Ich begegnete Jaiveer Singh zum ersten Mal auf einem Workshop zum Yogasutra, den ich in Freiburg hielt. Als ich den aus Indien stammenden Yogi auf seiner Yogamatte sitzen sah, mit grauem Bart und weiß gekleidet, da sprach ich ihn scherzhaft an: „Du siehst aus wie ein Yogi aus dem Bilderbuch.“ „Ich bin nur ein Teilzeit-Yogi“, antwortete Jaiveer grinsend. „Und was machst du hauptberuflich?“, fragte ich neugierig. „Da bin ich Yogalehrer.“
Wir kamen schnell ins Gespräch, und spontan fragte ich ihn, ob er sich vorstellen könne, für die Fotos meines Pranayama-Buches zur Verfügung zu stehen. Zu meiner Freude sagte Jaiveer zu, und über die Zeit wurden wir gute Freunde und tauschten uns immer wieder über Yoga in Praxis und Philosophie aus. Schließlich verfasste Jaiveer eine Einführung zu meinem Buch. Vor Kurzem nun traf ich ihn wieder, und wir unterhielten uns über Yoga, das Unterrichten und unsere persönlichen Erfahrungen dabei.
Die alten Überlieferungen des Yoga, wie sie in den Schriften niedergelegt wurden, sind heute, da Yoga so kommerziell geworden ist, wichtiger denn je. Doch leider gründen nur noch wenige Lehrer ihren Unterricht auch auf den Schriften.
Ein Gespräch
Ralph: Jaiveer, was ist Yoga für dich?
Jaiveer: Yoga, vor allem Hatha-Yoga, ist eine erfahrbare Wissenschaft. Die Techniken haben sich über lange Zeit bewährt und sind eine Unterstützung in der Persönlichkeitsentwicklung. Für mich ist Yoga eine spirituelle Reise, eine Reise nach innen. Aber ich möchte auch glücklich sein.
Ralph: Mit dem „Aber“ spielst du auf einen Yoga an, der eine Abkehr von der Welt darstellt. Da geht es mir so wie dir, Jaiveer. Zwar ist der Weg nach innen nicht immer leicht, und insofern muss Yoga auch nicht jeden Tag mit „Spaß“ verbunden sein. Aber das Streben nach Glück aufzugeben, wäre wohl für die meisten von uns kein Weg.
Jaiveer: Ja, und die Abkehr von der Welt kann ja auch ein Weglaufen sein. Für mich hat Yoga mehr mit Entwicklung von […]