Die Perspektive der Traumwesen: Wer die Figuren seiner Träume zum Leben erweckt, kann sein Inneres besser verstehen
Joseph Dillard entwickelte eine neue Form der Traumarbeit: Dream Yoga. Anders als im Tibetischen Traumyoga geht es beim Dream Yoga nicht darum, den Traum zu beeinflussen oder zu verändern. Mit Hilfe der „Deep Listening“ Interview-Technik werden die Aspekte des Traumes befragt, anstatt von außen gedeutet. Um Dream Yoga zu praktizieren, muss man sich nichtmals an seine Träume erinnern.
Mein Zimmer ist voll mit Tieren. Sie schlafen mit mir ein und wachen mit mir auf. Es sind Fledermäuse, Fliegentiere oder Bären. Anfangs mochte ich sie nicht. Sie verfolgten mich in meinen Träumen. Ich lief vor ihnen fort und wollte sie schnell vergessen. Bis ich begann, mich mit ihnen zu unterhalten. Ich staunte, wie viel sie mir zu erzählen hatten, und wie gut sie mich kannten. Heute sind sie meine Freunde, und es werden immer mehr. Nein, ich bin nicht verrückt. Ich mache Dream Yoga.
„Deep Listening“ heißt die Methode, mit der Träume sich entschlüsseln lassen. Diese Technik ist so genial wie einfach: Der Träumende schlüpft in die Rolle seiner Traum-Charaktere. Er wird zu einer Fledermaus, dem Meer oder einem Monster. Was auch immer im Traum vorkommt, der Träumende identifiziert sich damit. „Erzähle mir wie du aussiehst und was du gerade machst“, lautet die erste Frage der „Deep-Listening“ Interview-Technik, die insgesamt rund 20 Fragen umfasst.
Die Traum-Charaktere werden interviewt und erzählen von sich. Sie wissen am besten, wer sie sind, und was sie im Traum zu suchen haben. Sie werden nicht mehr vom Träumenden oder Traumbüchern gedeutet und analysiert. Verdrängt, geliebt oder verachtet. Sie dürfen endlich sein, was sie wirklich sind. „Der Mensch hängt fest“, sagt Claudia Hahm. “Die Aspekte des Traumes nicht. Sie sind weiter entwickelt als unsere Wachpersönlichkeit. Sie sind schon da, wo wir hinwollen.“, erläutert die Psychotherapeutin und Dream Yoga Expertin.
Das ist das Überraschende und Schöne an dieser Methode: Die Traum-Charaktere sind weise und klug. Sie wissen mehr als der Träumende. Sie sind wie der Ozean, den der Träumende aus der Ferne betrachtet. „Yoga heißt, eins zu werden mit dem Göttlichen“, sagt Dr. Joseph Dillard. “Aus einem Traum aufwachen, um das Göttliche zu erfahren – das ist Yoga.“
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