Yeshe Brost ist Yoga- und Achtsamkeitslehrerin, Wildnispädagogin und Heilpraktikerin. Im YOGA-AKTUELL-Interview spricht sie über ihren langen Weg der Herzensschulung, die Verankerung im Körperlichen als wichtiges Element der Praxis und das Heilige in den Formen.
Yeshe Brost ist Yoga- und Meditationslehrerin. Vor einem Jahr erlebte ich sie auf einem „Eco Silent Retreat“ und war dankbar dafür, einer so offenen Lehrerin begegnen zu können, mit einem tiefen Wissen um die Natur des Geistes und einem weiten und offenen Herzen.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Wann fing für dich der spirituelle Weg an?
Yeshe Brost: Ich wuchs in einer Generation auf, deren Eltern den Krieg noch unmittelbar miterlebt haben. Nach dem Krieg herrschte der Zeitgeist, die Ärmel hochzukrempeln und vieles unter den Teppich zu kehren. Man hatte damals nicht die Möglichkeit, sich um eigene Themen zu kümmern. Niemand in meiner Ursprungsfamilie hatte Verständnis für – geschweige denn Antworten auf – meine tieferen Fragen nach dem Sinn des Lebens. Das löste in mir von Anfang an das Gefühl aus, nicht dazuzugehören. So identifizierte ich mich früh mit dem Anderssein. Direkt nach dem Abi begann ich, durch die Welt zu reisen, später studierte ich Sinologie und Ethnologie. Auf dieser ersten Reise mit neunzehn Jahren hatte ich dann irgendwann in einem Tempel in Nepal das Gefühl, nach Hause zu kommen. Es wurde ein Text rezitiert, und ich wusste: „Ja, das ist es. Hier bin ich richtig.“ Solche Momente hatte ich öfter. Zum Beispiel auch beim ersten Schweigeretreat in Dharamsala 1993. Draußen hat es geblitzt und gedonnert. Der Lehrer hat etwas von Shunyata erzählt. Ich habe nichts verstanden, aber ich wusste: Ich bin zu Hause. Da war ich fünfundzwanzig. Weitere Erfahrungen durfte ich auch in den Semesterferien erleben, als ich mit meinem damaligen Partner zwölf Wochen durch die Pyrenäen vom Atlantik zum Mittelmeer gewandert bin. Damals hatte ich ebenfalls totale Momente der Einheit. Auf dem Rücken im Gras liegend, die Ameisen über mich krabbelnd, alles eins.
Was haben diese Erfahrungen mit dir gemacht?
Sie haben dazu geführt, dass ich mehr wollte. Nach der ersten Weltreise habe ich mit Yoga und Meditation angefangen, war dann nach dem Grundstudium anderthalb Jahre in Taiwan, China und Hongkong.
Was dann meine spirituelle Entwicklung sehr vorwärts katapultiert hat, war der Tod meiner ersten […]