Die Sterbebegleiterin Lisa Freund gibt in diesem Interview umfassende, hilfreiche Tipps zur Betreuung von Sterbenden
Immer noch ist der Tod in Deutschland ein Tabuthema. Gleichzeitig hat sich in den letzten 20 Jahren im Umgang mit Sterben und Tod sehr viel zum Positiven verändert. Die Sterbebegleiterin Lisa Freund hat diese Entwicklung miterlebt und weiß, worauf es im Umgang mit einem Sterbenden geht. Gerade ist ihr neues Buch „Geborgen im Grenzenlosen. Neue Wege zum Umgang mit dem Sterben“ erschienen, in dem sie eine umfassende Aufklärung und Hilfestellung anbietet, damit wir das Sterben nicht mehr fürchten müssen.
Interview
YOGA AKTUELL: Ihr neues Buch trägt den Untertitel: „Neue Wege zum Umgang mit dem Sterben“. Was hat sich Ihrer Meinung in den letzten Jahren in Bezug auf das Sterben hier in Deutschland geändert?
Lisa Freund: Es hat sich viel verändert. In den letzten 30 Jahren ist in Deutschland ein Netz für die Hospiz- und Palliativversorgung entstanden. Es gibt heute ca. 1500 ambulante Einrichtungen, 179 stationäre Hospize und 231 Palliativstationen. Rund 80.0000 Menschen arbeiten in Deutschland ehrenamtlich in der Hospizbewegung. Die WHO (World Health Organisation / Weltgesundheitsorganisation) hat 1990 den Schwerpunkt der Behandlung von Menschen mit progredienter, also weit fortgeschrittener Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung, die nicht mehr auf die kurative Medizin ansprechen, auf eine ganzheitliche Behandlung gesetzt, in der die Behandlung von Schmerzen und anderen Krankheitssymptomen sowie die psychologischen, sozialen und spirituellen Themen und die Problembewältigung im Vordergrund stehen. Es geht um palliative Medizin, abgeleitet von „palliare“ (den Mantel umlegen). Dies wird gerade – nicht nur in Deutschland – in Hospizen und in der palliativmedizinischen Betreuung umgesetzt. Seit 2002 gibt es dafür den Begriff Palliative Care. Fortbildungen von Pflegekräften, Ärzten, Angehörigen und ehrenamtlichen Helfern basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zurzeit wird an der Verbesserung der palliativmedizinischen Versorgung zuhause gearbeitet, denn es sterben immer noch mehr als 80% der Menschen in Deutschland in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Doch fast jeder möchte lieber zu Hause sterben. Es gibt im DHPV, dem deutschen Hospiz- und PalliativVerband e.V., der in diesem Jahr sein 20jähriges Jubiläum feiert, eine Interessensvertretung für Sterbenskranke und alle, die sie betreuen und begleiten. Ferner existieren überall Beratungsstellen für Angehörige, Hilfsangebote, die Finanzierung einer kompetenten Symptomkontrolle am Lebensende, sachkundige Schmerztherapie, palliative Netzwerke.
Was hat sich für solche Menschen […]