Die bekannte Köchin Sarah Wiener plädiert für eine bessere Qualität unserer Lebensmittel, für bewussten Genuss und für eine grundlegende Neuorientierung hinsichtlich der Ernährung. YOGA AKTUELL erörterte mit ihr, wie sehr blinder Konsum momentan unser Leben prägt und welche Alternativen möglich sindLässt sich die Welt retten, indem wir unsere Ernährungsgewohnheiten radikal ändern? Wo liegen die Gründe dafür, dass so viele Menschen übergewichtig sind? Hilft Qualität statt Masse?
Mathias Tietke traf die prominente Köchin und Unternehmerin Sarah Wiener in der Berliner Bertelsmann-Villa und sprach mit ihr über das Genießen, über Bio-Produkte und über ihr neues Buch „Zukunftsmenü. Warum wir die Welt nur mit Genuss retten können“.
YOGA AKTUELL: Dass Sie die Welt mit Genuss retten wollen, ist eine ehrenwerte Intention. Aber es werden doch zugleich neue Begehrlichkeiten geweckt …
Sarah Wiener: Was ich unter Genuss verstehe, ist etwas anderes, als das, was der Durchschnittsbürger unter Genuss versteht. Ich verstehe unter Genuss ein bewusstes Genießen, das Achtsamkeit und auch eine gewollte Selbstbeschränkung impliziert. Es bedeutet genaues Hinsehen. Genießen bedeutet, mit allen Sinnen, mit Achtsamkeit zu kochen. Dazu gehört auch, Qualität einzufordern, Qualität selbst herzustellen und an diesem Prozess aktiv beteiligt zu sein. Echter Genuss ist heute kaum möglich, weil wir nicht wissen, was wir essen. Die Dinge sind oft so stark verarbeitet, dass wir gar nicht wissen, welche Auswirkungen sie auf unseren Körper haben. Die Agrarindustrie sorgt mit ihren Marketingstrategien, für die Milliarden ausgegeben werden, dafür, dass wir genau das essen, was sie bewerben. Die wichtigsten Qualitätsmerkmale, die die industrielle Nahrungsmittelproduktion hat und denen sie sich unterwirft, sind Haltbarkeit und Reproduzierbarkeit. Haltbarkeit bedeutet aber oft Sterilität. Alles, was mit Genuss zu tun hat, alles, was Kraft hat und Energie, das lebt. Insofern ist der Genussaspekt die positive Alternative zu der erschütternden Ernährungssituation, die wir in unseren Breitengraden haben.
Zu Beginn der Lektüre Ihres Buches dachte ich zunächst, Sie setzen darin das fort, was in dem Buch „Gabel statt Skalpell. Die Rettung der Welt“ beschrieben wird: die Notwendigkeit, auf tierische Eiweiße zu verzichten. Ihr Ansatz, die Zustände hinsichtlich Ernährung zu verbessern, ist aber ein ganz anderer. Wie kommt man Ihrer Meinung nach aus der von Junkfood, Massentierhaltung und Lebensmittel-skandalen geprägten Sackgasse heraus?
Der entscheidende Punkt ist, dass man nicht nur einen Teil der Welt sehen […]