Radhanath Swami und Sacinandana Swami sind weltweit bekannte Swamis der Vaishnava-Tradition. YOGA AKTUELL sprach mit Ihnen über ihr persönliches Erleben von Bhakti, über Seva und darüber, ob jeder die Gnade der Bhakti erfahren kann. Auf der YogaExpo in Stuttgart trafen wir Radhanath Swami und Sacinandana Swami zum Gespräch. Sacinandana Swami kannten wir bereits von vielen anderen Begegnungen auf den Expos der vergangenen Jahre – „Wir befinden uns eben auf derselben Umlaufbahn“, so formulierte er es. Wann immer wir ihn antrafen und wie weit er auch gereist war, um auf der Veranstaltung Kirtan singen zu können, er war stets fröhlich und bescheiden und steckte uns mit seiner Dankbarkeit und Lebensfreude an. Radhanath Swami war vor Ort, um sein Buch vorzustellen, das soeben auch auf Deutsch erschienen war: „Journey Home – Autobiografie eines westlichen Yogi“. Jeder der beiden Swamis lässt das Herz ein bisschen höher hüpfen, beide zusammen füllen den ganzen Raum mit einer fein pulsierenden Energie. Was es mit dieser Energie auf sich hat, fragten wir sie im Interview.
YOGA AKTUELL: Bitte sagen Sie uns kurz, was für Sie Bhakti-Yoga bedeutet …
Sacinandana Swami: Wenn wir von Bhakti sprechen, dann gibt es Bhakti als Ziel, und Bhakti als Weg. Bhakti als Ziel ist die ekstatische Liebe zu Gott, und es gibt Symptome der Ekstase wie Tanzen, Jubeln oder „Gänsehaut“. Bhakti als Ziel ist Ekstase, die sich dann in dem Wunsch manifestiert, Seva (Dienst) zu verrichten. Es gibt aber auch Bhakti als Weg – dass man also etwas tut, das einem zu diesem Ziel hinführt, z.B. Pujas, Kirtan, Lesen der heiligen Schriften, Residieren an heiligen Orten, und vor allem Sadhu-Sanga, Gemeinschaft. Und hier kommt das Interessante: Ich glaube, wir alle haben im Yoga schon mal den Satz „Der Weg ist das Ziel“ gehört. Im Verständnis der Bhaktas ist diese Aussage sehr bedeutungsvoll und geradezu nektarhaft – man tut Bhakti als eine Tätigkeit, um damit das Ziel der ekstatischen Liebe und der Verbindung mit dem Göttlichen zu erreichen. In der Tradition wird hierfür ein Beispiel gegeben:
Es war einmal ein einfacher Schuster, der schon so viel über Gold gehört hatte, dass er den intensiven Wunsch hatte, endlich einmal Gold zu sehen. Er ging also zum König und bat ihn, ihm Gold zu zeigen. […]