Mit dem Herzen praktizieren: John Friend, der Begründer des Anusara-Yoga, über das Ja zur Magie des gesamten Lebens, Körper und Geist als heilige Gefäße und die Erkenntnis unserer wahren Größe und Würde vermittels Yoga
Im Jahre 1997 entwickelte der Amerikaner John Friend eine neuen Yogastil: Anusara-Yoga. Mittlerweile ist dieser dynamische Stil rund um den Globus bekannt und wird geschätzt als ein modernes Yogasystem, das auf die Bedürfnisse der Menschen in Industrieländern zugeschnitten ist. Da wir heute vornehmlich sitzen, ungelenk werden und Tendenzen zum Übergewicht haben, kommt es zu immer mehr Verletzungen in Gelenken und Wirbelsäule. Deshalb legt Anusara-Yoga besonders großen Wert auf eine präzise Ausrichtung des Körpers bei der Durchführung der einzelnen Asanas. Genauso wichtig ist John Friend aber die Einbeziehung des Herzens bei der Yogapraxis. Denn dadurch sind wir überhaupt erst in der Lage, uns dem Fluss des Lebens hinzugeben und es voll und ganz zu genießen.
YOGA AKTUELL: Können Sie sich dem Leser bitte in ein paar Sätzen vorstellen?
John Friend: Ich bin John Friend, bin 51 Jahre alt, der Begründer von Anusara-Yoga, und ich praktiziere Yoga seit mehr als 35 Jahren. Ich unterrichte seit gut 30 Jahren, davon international seit 18 Jahren.
Und wer sind Sie noch?
Das ist eine interessante Frage. Worauf genau möchten Sie hinaus?
Ich habe gelesen, dass Sie sich schon sehr früh gefragt haben, wer Sie sind.
Das stimmt. Ich habe schon sehr früh nach meiner Essenz gesucht. Nach dem, was jenseits meiner Persönlichkeit und jenseits der Attribute meines Verstandes existiert. Als ich vier Jahre alt war, gab es einen Vorfall, der mich sehr geprägt hat: Der amerikanische Präsidenten John F. Kennedy wurde 1963 umgebracht. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich das Attentat im Fernsehen gesehen habe. Diese Erfahrung hat mich tief berührt, und ich habe mich gefragt: Wer bin ich? Welche Bedeutung hat das Leben? Was ist der Sinn des Lebens? Warum passieren solche Sachen? Mit diesen Fragen begann für mich auch gleichzeitig eine spannende Reise. (lacht)
Wann haben Sie die Antworten auf diese Fragen gefunden?
Das hat noch einige Jahre gedauert, aber als ich acht Jahre alt war, hat meine Mutter mir immer Geschichten von Yogis aus dem Himalaya vorgelesen. Diese Yogis wurden mehrere hundert Jahre […]