Marathon-Star Uta Pippig über Yoga als Ruhepol, den Wettkampfgedanken im Leistungssport und die Verantwortung für den eigenen Körper
In den USA, wo Uta Pippig seit 1998 mit ihrem Trainer und Lebensgefährten Dieter Hogen lebt, ist sie ein Star. Sowohl beim Berlin-Marathon als auch beim Boston-Marathon siegte die charismatische Läuferin mit dem sonnigen Gemüt jeweils drei Mal (1990, 1992 sowie 1995 bzw. 1994, 1995, 1996 ) und auch den New York-Marathon gewann sie 1993. Bis heute ist Uta Pippigs Bestzeit von 2h 21min 45sec deutscher Rekord bei den Frauen. Seit vier Jahren praktiziert die in Leipzig geborene Athletin kontinuierlich Yoga und fühlt sich insbesondere beim Anusara-Yoga wohl. Mathias Tietke traf die prominente Spitzensportlerin mit amerikanischem Pass während eines Seminars von John Friend in der Villa Elisabeth in Berlin-Mitte.
Mathias Tietke: Sind Sie heute schon gelaufen?
Uta Pippig: Ja, gleich heute morgen bin ich gelaufen. Ich habe zwar mit dem Leistungssport aufgehört, aber ich laufe noch immer jeden Tag. Es ist mein Lebenselixier. Und es ist wie jeden Tag etwas Yoga. Gerade jetzt in Berlin bei dem herrlichen Wetter macht es einfach Spaß. Zu laufen habe ich all die Jahre geliebt.
Mathias Tietke: Sie sind jetzt seit zwanzig Jahren im Leistungssport. Hinsichtlich der körperlichen Betätigung ja eigentlich ausreichend aktiv. Wann und wodurch kam denn die Komponente Yoga dazu?
Uta Pippig: Es hat für mich eine Lebenskomponente gefehlt. Der Leistungssport selbst strengt sehr an, es geht hektisch zu und auch sehr emotional. Im Englischen sagt man draining dazu – auslaugend. Aus diesem Grund habe ich immer nach einem Ausgleich gesucht. Ich brauchte einen Counterpart zu dem ganzen Yin und der ganzen Hektik, die uns umgibt.
Ich habe nach dem Yang gesucht, nach der ruhigen Seite, nach einem Ruhepol in meinem Leben. Letztlich sucht jeder Mensch nach einer bestimmten Art von innerer Balance und findet sie in unterschiedlichen Bereichen. Für manche Menschen sind es teure Autos, für andere eine zufriedene Familie. Für mich ist es Yoga. Wobei ich mich auf bestimmte Yogarichtungen konzentriere, weil es auch solche gibt, die eher aufregend sind, wie beispielsweise Bikram-Yoga.
Mathias Tietke: Gab es einen konkreten Anlass, mit Yoga zu beginnen?
Uta Pippig: Der Anlass war meine Unzufriedenheit. Sport ist anstrengend. Ich war zunehmend müde und hatte […]