Lucas Buchholz hat ein Buch über die Kogi geschrieben, die er in ihren Dörfern in Kolumbien besucht hat. Im YOGA-AKTUELL-Interview spricht er über ihren tiefen Zugang zu wahrer Lebendigkeit und darüber, wie wir wieder mit dem Wesenhaften in Kontakt kommen und uns davon inspirieren lassen können.
Indigene Perspektiven und indigene Weisheit können eine große Unterstützung dabei sein, die aktuellen Herausforderungen und Fragen sowohl hinsichtlich unseres individuellen Alltags als auch im Hinblick auf Gesellschaft, Wirtschaft und Ökologie anzugehen. Lucas Buchholz hat wertvolle Einblicke in das Leben der Kogi erlangt, die im Norden Kolumbiens heimisch sind und ihre ursprüngliche Lebensweise die Jahrhunderte überdauernd bewahrt haben. Welche Botschaften das Naturvolk für uns hat, erzählt er in diesem Interview.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Lucas, wie kam es dazu, dass du die Kogi besuchen konntest?
Lucas Buchholz: Die meisten Kogi haben die Gebiete, in denen sie leben, noch nie verlassen. Wenige der Kogi reisen jedoch durch die Welt, weil sie eine Botschaft für uns haben. Einen von ihnen habe ich in Deutschland kennengelernt, und dann habe ich für ihn seine Vorträge übersetzt. Am Ende hat er bei uns zu Hause übernachtet. Obwohl die Kogi normalerweise keinen Besuch möchten, wurde ich eingeladen, in ihre Dörfer zu kommen, und dort haben sie mich ein bisschen überfallen mit ihrem Wunsch, dass ich ein Buch für sie schreiben soll. Dem habe ich dann auch zugestimmt. Das Buch ist 2019 erschienen, und seitdem beschäftige ich mich mit der Frage, was wir von Naturvölkern für unsere heutige moderne Welt, für die Art, wie wir unsere Zukunft gestalten, lernen können.
Wie sieht das Zusammenleben der Kogi aus? Gibt es Familien, verschiedene Berufe, sind sie selbstständig, oder haben manche einen anderen Status?
Die Kogi leben in kleinen Dörfern. Es sind dreißigtausend Menschen insgesamt, die Dörfer bestehen aus wenigen hundert bis tausend Menschen. Traditionell leben die Kogi in Familien, also monogam, Mann und Frau zusammen, mit Kindern und Haustieren. Sie betreiben Landwirtschaft und leben in den verschiedenen Klimazonen, von den tropischen unten bis zu den kalten oben im Gebirge der Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien. Sie haben meistens mehrere Bauernhöfe in den verschiedenen Höhenlagen – einen im tropischen Bereich, einen im gemäßigten und einen im kalten Bereich – und haben damit eine große […]