Ulrike Guérot ist seit der Corona-Krise eine umstrittene Figur. Im Interview mit YOGA-AKTUELL-Autorin Doris Iding spricht sie über Durchlässigkeit, Loslassen und über die Kraft, die sie daraus schöpfen konnte, ihre Yogapraxis einem höheren Ziel zu widmen.
Vor einigen Jahren noch war Ulrike Guérot eine der führenden Europa-Expertinnen und überall gefeierter Talkgast. Als sie sich im Zusammenhang mit der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg kritisch zu politischen Maßnahmen äußerte, wurde sie zur Persona non grata. Wie sehr Yoga ihr hilft, die eigene Mitte nicht zu verlieren, beschreibt sie in diesem Interview.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview nehmen. Ich habe mir in den letzten Jahren viele Talkrunden angesehen, zu denen Sie eingeladen wurden. Häufig wurden Sie wegen Ihrer politischen Haltung angegriffen. Ich habe Sie immer wieder bewundert für Ihren Mut, mit dem Sie zu Ihrer Meinung stehen. In einigen Interviews haben Sie gesagt, dass Yoga Sie durch die schwierige Zeit der Corona-Krise getragen hat. Wie und wann sind Sie zum Yoga gekommen?
Ulrike Guérot: Ich habe 2004 durch Zufall mit Yoga bei Ute Dautzenberg angefangen. Mit ihr gemeinsam habe ich erste Schritte auf meinem Yogaweg unternommen. Sie hat mich sozusagen initiiert. Ich erinnere mich sehr gut, dass ich anfangs das Gefühl hatte, dass Yoga wie eine Sprache ist, die man erst einmal zwei Jahre erlernt, bevor man sie selbst sprechen kann. Anfangs habe ich nicht wirklich verstanden, warum es zum Beispiel so wichtig ist, dass der Mittelfinger ganz gerade stehen muss. Nach zwei Jahren habe ich angefangen, intensiver zu üben. Das ging damit los, dass ich meinen Terminkalender nach Utes Yogaklassen gerichtet habe – nach dem Motto: „Yoga first!“ Irgendwann wurde Yoga für mich das Wichtigste. In dem Moment, in dem irgendetwas in mir „klick“ gemacht hatte, wusste ich plötzlich, warum der Zeigefinger gerade so stehen musste, und worauf es in einem Asana ankommt. Der Durchbruch kam allerdings 2011, als ich nach New York kam, um dort zu arbeiten. Eine Kollegin hatte mir Jivamukti auf dem […]