Pandit Rajmani Tigunait über Pranayama in den Yogasutras: Der spirituelle Nachfolger Swami Ramas sprach mit YOGA AKTUELL über die beiden von Patanjali unterschiedenen Zweige der Atemtechniken und darüber, wie durch die subtilere Art des Pranayama ein Bewusstsein für unsere eigene innere Leuchtkraft entstehen kann, das uns letztlich in einen Zustand frei von Negativität führt.
Liest man Yogasutra-Übersetzungen und -Kommentare der letzten Jahre, erkennt man recht schnell, dass es im Wesentlichen zwei Ansätze gibt, sich mit Patanjali auseinanderzusetzen. Der eine – akademisch – analysiert sowohl die Tiefe als auch Nuancen, bleibt dabei jedoch oft theoretisch und trocken; der andere – eher traditionell – spricht auf den ersten Blick an, bleibt aber allzu oft oberflächlich. Es erscheint beinahe unmöglich, eine Brücke zwischen diesen beiden Ansätzen zu schlagen. Pandit Rajmani Tigunait, dem spirituellen Kopf des Himalayan Institutes USA, gelingt jedoch genau dies in seinen Büchern und Vorträgen. Er bringt alles Nötige dafür mit: Er ist Spross einer indischen Gelehrten-Familie, hat zwei Doktortitel in Sanskrit, eine formale Ausbildung als Schriftgelehrter und Priester (Pandit) und lernte bei unzähligen indischen Meistern und Praktikern von Yoga und Tantra. Heute ist er einer der wenigen authentischen Vertreter der tantrischen Sri-Vidya-Tradition im Westen. Sowohl als Praktizierender wie auch als Philosoph fühlt er sich der Vermittlung der Weisheit der Meister des Himalaya verpflichtet. Es verwundert daher nicht, dass etliche bekannte US-Yogalehrer zu seinen Schülern zählen, darunter Rod Stryker, Gary Kraftsow, Tracee Stanley und Kathryn Templeton. Wir sprachen mit Pandit Rajmani Tigunait über Patanjalis Sicht auf Pranayama und erhielten einige unerwartete und erhellende Einsichten.
Patanjali betont jedoch, dass nichts größer sein kann, als friedlich, glücklich und in der eigenen essenziellen Natur ruhend zu sein. Dies ist der Sinn des Lebens. Ihn zu finden, ist die größte Errungenschaft, die größte aller Siddhis.
Interview
YOGA AKTUELL: Immer wieder hören wir, Atemübungen ohne Atemanhalten seien kein „echter Pranayama“. Was hat es damit auf sich?
Pandit Rajmani Tigunait: Laut Yogasutra gibt es zwei Zweige des Pranayama: Einer ist darauf ausgelegt, den riesigen Pool intelligenter Energie – Kundalini-Shakti – zu entdecken. Diese Techniken sind sehr kraftvoll, einschließlich Atemstopps, und sollten nur nach Erfüllung bestimmter Voraussetzungen durchgeführt werden. Die Übungen des zweiten Zweigs sind nicht besonders kraftbetont, sondern sehr subtil. Sie helfen, Prana, unsere subtile […]