Ralph Skuban hat einen ungewöhnlichen Lebensweg und verfasste einen nicht minder ungewöhnlichen Kommentar zum Yoga-Sutra. In YOGA AKTUELL spricht er über den Facettenreichtum des Yoga-Sutra und seine tägliche Lieblingspraxis Yoga-Nidra
Ralph Skuban ist wohl ein Yogi der etwas anderen Art. Hauptberuflich widmet er sich seit fast 25 Jahren der Leitung eines Heims für Demenzkranke, was ihn nicht davon abhielt, nebenbei ein Studium der Politikwissenschaften mit Promotion abzuschließen. Im letzten Jahr hat er eine kommentierte Neuübertragung des Yoga-Sutra veröffentlicht, im September diesen Jahres erscheint ein Buch über Yoga-Nidra. Zur Zeit arbeitet er an einer Übertragung der Bhagavad-Gita. Der Weg vom Politikwissenschaftler zum Autor spiritueller Bücher gestaltete sich allerdings recht kurvenreich. Zwar profitieren seine Bücher heute von der klaren Strukturierung und fundierten Argumentation, die sie wohl auch seiner wissenschaftlichen Ausbildung verdanken, zu Beginn der spirituellen Suche erwies sich die Selbstwahrnehmung als „wissenschaftlicher Typus“ jedoch eher als hemmend. Skuban berichtet augenzwinkernd, dass er sein erstes „spirituelles Buch“, die „Die drei Pfeiler des Zen“ von Philip Kapleau, nicht ohne Grund in einer fremden Stadt erwarb, wo niemand ihn kannte.
Der Impuls, der Skuban zur spirituellen Suche antrieb, war die leidvolle Erfahrung, dass das Leben sich durchaus nicht so gestalten wollte, wie er sich das einmal vorgestellt hatte. Nach Abschluss der Schule schien der Lebensweg noch klar vorgezeichnet. Das Wichtigste im Leben war die Musik, auch ein Studienplatz für Musikpädagogik bereits sicher. Doch dann kam alles anders. Aufgrund einer Kette von Ereignissen und Entscheidungen, deren Tragweite zum damaligen Zeitpunkt für ihn nicht abzusehen war, fand sich Skuban plötzlich in der Position des Leiters eines Heims für schwer demenzkranke Menschen wieder, was konkret heißt: 24 Stunden am Tag Verantwortung für Schwerstkranke, und permanente Konfrontation mit dem Leben, Leiden und Sterben dieser Menschen. Zur Konfrontation mit menschlichem Leid gesellte sich der Kampf mit einem voll durchbürokratisierten und sinnentleerten Pflegesystem, das seine Mitarbeiter auf direktem Weg in die Fremdbestimmung führt – eine Top-Voraussetzung für Burn-out und Depression. Ein „Entkommen“ aus dieser Situation schien unmöglich, mit Übernahme der Leitung des Heimes hatte er sich für 15 Jahre vertraglich verpflichtet.
„Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin Arjuna“, eröffnet Skuban unser Gespräch. „Arjuna ist so etwas wie der Archetyp des Menschen, der existenzielle Probleme damit hat, die Dinge, die […]